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Deutsche Aussteller wollen Messe-Etats stabil halten

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Die deutschen Aussteller sind bei ihren Messeplanungen für die beiden nächsten Jahre vorsichtig optimistisch. 20 % der Firmen wollen sich 2010/2011 an mehr Inlandsmessen beteiligen als 2008/2009, ebenfalls 20 % planen weniger Beteiligungen. Offensichtlich erkennen die Aussteller, dass der Einsatz persönlicher Kommunikation nicht reduziert werden darf, wenn man das eigene Geschäft ankurbeln will. Das betonte Hans-Joachim Boekstegers, Vorsitzender des AUMA_Ausstellungs- und Messe-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft im Herbst-Pressegespräch des Verbandes am 11. November 2009 in Berlin. Die Ergebnisse beruhen auf einer repräsentativen Befragung von 500 deutschen Unternehmen, die auf Fachbesucher-orientierten Messen ausstellen, durchgeführt von TNS Emnid.

Geplant sind in den Jahren 2010/2011 insgesamt 5,5 Inlandsbeteiligungen pro Unternehmen, nur minimal weniger als 2008/2009 (5,7 Beteiligungen). Dagegen wollen die deutschen Aussteller ihr Engagement an Auslandsmessen einschränken. In den beiden nächsten Jahren planen 14 % der Firmen mehr Beteiligungen, 18 % weniger. Die durchschnittliche Zahl der Messeauftritte soll von 3,2 auf 2,8 in den nächsten beiden Jahren sinken. Noch vor einem Jahr waren mehr Auslandsbeteiligungen als in der Vergangenheit geplant. Dazu der AUMA-Vorsitzende: „Der Rückgang des Außenhandels hinterlässt hier offensichtlich deutliche Spuren“.



Die gesamten Aufwendungen für Messebeteiligungen sollen in den beiden nächsten Jahren bei 345.000 Euro liegen, das ist genauso viel, wie 2008/2009 ausgegeben wurde. Innerhalb eines Jahres ist das Niveau der geplanten Aufwendungen aber, so Boekstegers, deutlich gesunken: Bei der letzten Befragung vor einem Jahr seien für die Jahre 2009/2010 386.000 Euro geplant gewesen. Als aus der Finanzkrise eine Wirtschaftskrise wurde, seien die Budgets kurzfristig gesenkt worden. Der AUMA-Vorsitzende: „Die Talsohle ist offensichtlich erreicht, der Blick geht jetzt nach vorn“. Immerhin 27 % der Aussteller wollen künftig mehr Geld für Messen ausgeben, nur 19 % weniger. Vor allem kleine Firmen wollten mehr in Messen investieren.



Die Position der Messen in der Kommunikation sei weiter stark. 83 % der ausstellenden Unternehmen halten Messen für wichtig oder sehr wichtig (bisher 81 %), nur übertroffen vom eigenen Internetauftritt (90 %). Der Außendienst folge mit 76 %, Direct Mailing mit 57 %, beide mit leichten Bedeutungszuwächsen. Leicht zurückgefallen seien Instrumente mit weniger direktem Geschäftsbezug wie Events und Sponsoring. Der Anteil der Messeaufwendungen am Kommunikationsbudget der B-to-B-Aussteller hat sich nochmals leicht erhöht auf 43 %.

Auch die mittelfristigen Aussichten für das Instrument Messe sind aus Sicht der Aussteller kaum eingetrübt. Immerhin 68 % der Aussteller sehen in fünf Jahren eine unveränderte Bedeutung, 14 % eine steigende und 16 % eine geringere Bedeutung.

Auf der Basis der Ausstellerbefragung prognostiziert der AUMA für die überregionalen Messen des Jahres 2010, dass die Ausstellerzahlen gegenüber den Vorveranstaltungen knapp gehalten werden. Die Entwicklung der Inlandsbeteiligungen dürfte nahezu stabil sein, während die Beteiligungen aus dem Ausland in einer Größenordnung von 5 % zurückgehen könnten. Entsprechend dürfte auch die Standfläche leicht zurückgehen.

Die Besucherentwicklung im Jahr 2010 ist aufgrund der labilen Konjunkturlage relativ schwer einzuschätzen. Nach den teilweise deutlichen Rückgängen im Jahr 2009 ist aber mit einer Stabilisierung auf niedrigerem Niveau zu rechnen. Eine Rückkehr der Messekennzahlen in den Plus-Bereich ist für 2010 jedenfalls im Durchschnitt noch nicht zu erwarten.



Messewirtschaft mit moderaten Rückgängen in 2009

Das Messejahr 2009 war, so Boekstegers, das schwierigste seit dem Ende des New-Economy-Booms im Jahr 2002. Erstmals seit 2004 seien wieder alle Kennzahlen im Minus gewesen. Nach vorläufigen, teilweise geschätzten Ergebnissen seien die Ausstellerzahlen um 3 bis 4 % zurückgegangen. Dabei hatten die Beteiligungen deutscher Aussteller mit einem Minus von 2 % noch zur Stabilisierung beigetragen. Die Beteiligungen aus dem Ausland seien dagegen um rund 5 % zurückgegangen, eine Folge des relativ deutlich geschrumpften Welthandels. Boekstegers: „Gemessen an den Dimensionen der Wirtschaftskrise hätte es für die Messewirtschaft schlimmer kommen können. Im Vergleich etwa zum Maschinenbau herrschen geradezu stabile Verhältnisse.“

Die vermietete Fläche sei um rund 5 % zurückgegangen, etwas stärker als die Ausstellerzahlen. Hier kämen Sparmaßnahmen der Aussteller, etwa durch Verkleinerungen von Ständen, zum Ausdruck. Die Rückgänge der Besucherzahlen lägen im Durchschnitt bei 8 bis 9 %. Ursachen dafür seien u. a. deutliche Rückgänge bei einzelnen Publikumsmessen, etwa im Automobilsektor. Jedoch gebe es bei Betrachtung der einzelnen Messen ein breites Spektrum von Entwicklungen, abhängig von Branchenkonjunkturen und der Position der einzelnen Messen im internationalen Wettbewerb. Es gebe Messen, die auch 2009 noch zweistellig gewachsen seien. Die Messen in Deutschland lägen keinesfalls durchgängig im Minus.



Insgesamt rechnet der AUMA auf den 135 überregionalen Messen des Jahres 2009 mit 154.000 Ausstellern, 5,7 Mio. m² vermieteter Fläche und 8,9 Mio. Besuchern.

Die Wirtschaftskrise habe, so Boekstegers, deutlich gemacht, dass es „die“ Messekonjunktur nicht mehr gebe. Entsprechend ständen diejenigen Messeveranstalter am besten da, die in ihrem Programm einen breiten Branchen-Mix hätten.

Auch falle der Außenhandel als Wachstumsmotor der Messewirtschaft vorübergehend aus. Angesichts der vielfach zurückgehenden Zahl internationaler Teilnehmer sei es zentrale Aufgabe der Veranstalter, die oft weltweite Bedeutung ihrer Messen durch zusätzliche Akquisitionsbemühungen zu sichern.

Die weltweite Entwicklung 2009 habe gezeigt, dass die führenden Messen, die oft in Deutschland stattfinden, relativ stabil dastehen. Zahlreiche Auslandsmessen der zweiten und dritten Reihe seien dagegen in Schwierigkeiten gekommen. Der AUMA-Vorsitzende: „Viele deutsche Messen haben deshalb die große Chance, aus der Krise gestärkt hervorzugehen“.

Neue Bundesregierung muss Exportförderung stärken

Von der neuen Bundesregierung erwartet der AUMA-Vorsitzende, dass sie insbesondere die Rahmenbedingungen für die Exportwirtschaft verbessert. Der Export müsse wieder der Wachstumsmotor der deutschen Wirtschaft werden. So müsse die Bundesregierung stärker den Protektionismus bekämpfen, der in vielen Staaten um sich greife, weil man bestimmte Branchen vor Konkurrenz schützen wolle. Vor allem aber müsse die Exportförderung gestärkt werden.

Etat für Auslandsmessebeteiligungen auf 45 Mio. Euro erhöhen

Insbesondere gehe es um die Unterstützung von Auslandsmessebeteiligungen. Die bisher für 2010 geplanten 40 Mio. Euro für das Auslandsmesseprogramm des Bundeswirtschaftsministeriums reichten nicht aus. Hier würden Exportchancen des Mittelstandes vergeben. Der Etat für 2009 sei zwar außerplanmäßig von 38 auf 42 Mio. Euro erhöht worden, für 2010 seien aber wieder weniger Mittel eingeplant. Entsprechend stark schwanke die Zahl der jährlichen Beteiligungen, von 239 im Jahr 2007 über 246 im Folgejahr und 231 in 2009. Für 2010 sei aus heutiger Sicht damit zu rechnen, dass lediglich ca. 200 Beteiligungen realisiert werden können. Hier gebe es zuwenig Planungssicherheit für die Unternehmen. Tendenziell wachse das weltweite Messeangebot und die deutschen Firmen müssten sich an immer mehr Spezialmessen beteiligen, um ihre Exporte zu sichern.

Boekstegers: „Der AUMA wird deshalb im Rahmen der bevorstehenden Haushaltsberatungen eine Erhöhung des Auslandsmesse-Etats auf 45 Mio. Euro fordern“. Von diesem Sockel aus sei dann ein maßvoller kontinuierlicher Anstieg notwendig. Diese Forderung sei Teil eines Memorandums zur Entwicklung des Auslandsmesseprogramms, das vom Bundesverband der Deutschen Industrie, weiteren Spitzenverbänden und von den exportorientierten Branchenverbänden unterstützt werde.

Die neue Regierung und der neue Bundestag müssten Prioritäten zugunsten der Exportwirtschaft setzen, gerade im Hinblick auf Auslandsmessebeteiligungen. Daraus ergäben sich wichtige Impulse für die Konjunktur in Deutschland, vor allem der Export kleiner und mittlerer Unternehmen werde gestärkt. Außerdem würde durch Auslandsmessebeteiligungen dauerhaft Märkte geöffnet, auch für nachfolgende Firmen.

Deutsche Veranstalter planen wieder mehr Auslandsmessen

Wie der Geschäftsführer des AUMA, Dr. Peter Neven, betonte, wächst die Zahl der Auslandsmessen deutscher Veranstalter weiter. Für 2010 seien 240 Messen in 28 Ländern geplant. Die Wirtschaftskrise habe für 2009 nur einen kleinen Rückgang von 220 Messen in 2008 auf 214 in diesem Jahr verursacht. Insgesamt gebe es auf diesen Messen jährlich rund 90.000 Aussteller und fast 5 Mio. Besucher.

Innerhalb Deutschlands fördert das Wirtschaftsministerium seit Mitte 2007 Bundesbeteiligungen junger, innovativer Unternehmen. Die Nutzung dieses Programms ist 2009 deutlich gestiegen: 546 Aussteller haben sich an Gemeinschaftsständen auf 41 Messen beteiligt (2008: 420 Aussteller auf 37 Messen). Für 2010 sind Beteiligungen an 65 Messen geplant. In der bisherigen mittelfristigen Finanzplanung sind für dieses Programm jährlich 3 Mio. Euro vorgesehen. Dr. Neven: „Der AUMA wird darauf drängen, dass diese Planung von der neuen Regierung bestätigt wird. Hier geht es um wichtige Anschubhilfe für die internationale Vermarktung von Erfindungen und neuen Dienstleistungen“.

Eine Anfang Oktober abgeschlossene Studie des ifo-Instituts hat die erhebliche Bedeutung von Messen für die deutsche Wirtschaft bestätigt. Messen sorgen jährlich für Produktionseffekte in Höhe von 23,5 Mrd. Euro. 226.000 Vollarbeitsplätze werden durch Messen gesichert. Die Aufwendungen des Ausstellers addieren sich zu 7,8 Mrd. Euro, die der Besucher zu 3,8 Mrd. Euro. Dazu kommen indirekte Wirkungen auf nahezu alle Branchen der deutschen Volkswirtschaft. Die Messewirtschaft gehört damit zu den wichtigsten Dienstleistungsbranchen in Deutschland.

www.auma.de