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Belüftung bei Veranstaltungen entscheidend für Ansteckungsrisiken

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Es sind schon viele erfroren, aber noch keiner erstunken… trotzdem ist Lüften die besten Möglichkeit in diesen Zeiten das Ansteckungsrisiko bei Veranstaltungen deutlich zu senken. Das ergab eine Studie des Forschungsprojekt Restart-19 der Universitätsmedizin Halle (Saale). Das im Juli angekündigte Forschungsprojekt Restart-19 der Universitätsmedizin Halle hat jetzt die Ergebnisse ihrer Untersuchungen veröffentlicht. Ziel der Studie war es, Lösungen zu finden, wie Veranstaltungen sicher stattfinden könnten.
Restart-19 bestand aus mehreren Teilprojekten wie der Entwicklung eines mathematischen Modells zur Risikoabschätzung und der Festlegung von Rahmenbedingungen für eine Großveranstaltung. Sichtbarster Teil war das große Live-Experiment mit Tim Bendzko am 22. August 2020 in der Quarterback Immobilien Arena Leipzig. Dabei wurden mit Kontakt-Tracern Daten gesammelt.
Dieses Material ist im Anschluss mehrere Wochen ausgewertet, modelliert, berechnet und überprüft worden. Zusätzlich wurden Luftströmungssimulationen durchgeführt.
Die wichtigsten Ergebnisse:
– Die Gesamtzahl der mehrere Minuten langen kritischen Kontakte waren bei der Veranstaltung nicht sehr hoch und kann durch Hygiene-Konzepte erheblich reduziert werden.
– Insbesondere während des Einlasses und der Pausen finden viele Kontakte statt. Daher muss darauf der Fokus bei der Planung liegen.
– Schlechte Belüftung kann die Zahl der dem Ansteckungsrisiko ausgesetzten Menschen deutlich erhöhen.
– Rund 90 Prozent der Studienteilnehmenden sind bereit, eine Maske zu tragen, um wieder Veranstaltungen erleben zu können (Umfrage nach dem Konzert).
– Bei Einhaltung von Hygiene-Konzepten sind die zusätzlichen Auswirkungen auf die Pandemie insgesamt gering bis sehr gering.
„Die Ergebnisse decken sich mit unseren Thesen insoweit, als dass wir vermutet haben, dass die Kontakte, die bei einer Veranstaltung erfolgen, nicht alle Teilnehmenden umfassen. Deshalb könnten Veranstaltungen unter bestimmten Bedingungen auch in der Pandemie-Situation stattfinden. Die wichtigste Erkenntnis war für uns, wie groß die Auswirkungen einer guten Belüftungstechnik sind. Diese ist für das Ansteckungsrisiko eine entscheidende Schlüsselkomponente“, sagt Studienleiter Dr. Stefan Moritz von der Universitätsmedizin Halle (Saale).
Diese Erkenntnisse sind der Strömungssimulation zu verdanken, die gemeinsam mit einem Ingenieurbüro entstanden sind. „Wir haben zusammen mit einem Ingenieurbüro die gesamte Quarterback Immobilien Arena als Computermodell nachgebaut und in kleine Würfel geteilt. Danach haben wir simuliert, wie sich verschiedene Lüftungsvarianten auf die Aerosolversteilung ausgewirkt haben“, erklärt Moritz.
„Um die Auswirkungen der Übertragung auf die Ausbreitung der Epidemie in der Bevölkerung insgesamt zu untersuchen, haben wir ein detailliertes epidemiologisches Simulationsmodel entwickelt“, sagt Prof. Dr. Rafael Mikolajczyk vom Institut für Medizinische Epidemiologie, Biometrie und Informatik der Medizinischen Fakultät der Universität Halle. „Wir griffen dabei auf existierende Modelle zur pandemischen Planung zurück und haben es entsprechend angepasst.“
Anhand ihrer Erkenntnisse leiten die Forschenden folgende Empfehlungen ab:
– Veranstaltungshäuser benötigen Technik, die eine gute Belüftung und einen regelmäßigen Raumluftaustausch mit frischer Luft ermöglicht. Sinnvoll ist die Erstellung eines Bewertungssystems für eine adäquate Raumlufttechnik.
– So lange die Pandemie anhält, müssen Hygiene-Konzepte weiterhin angewendet werden: Maskenpflicht in der Halle; Hygiene-Stewards zur Einhaltung der Standards.
– Der Bestuhlungsplan und somit die Gästezahl sollten an die Inzidenz angepasst werden.
– Als Zugang zu den Veranstaltungsorten sollten mehrere Eingänge vorhanden sein, um Besucherströme zu lenken, Wartezonen sollen ins Freie verlagert werden.
– Während der Veranstaltung müsste an den Sitzplätzen gegessen werden, um Gedränge und lange Kontakte an Imbiss-Ständen zu vermeiden.
Wissenschaftsminister Prof. Dr. Armin Willingmann: „Die Corona-Pandemie verschärft sich aktuell in ganz Deutschland. Vor diesem Hintergrund ist ‚Restart-19‘ umso wertvoller. Gerade die Veranstaltungsbranche braucht Erkenntnisse und Konzepte, mit denen sich Konzerte, Festivals oder Messen trotz Corona verantwortungsvoll organisieren lassen. Die Forscherinnen und Forscher der Universitätsmedizin Halle haben hier im Auftrag der Länder Sachsen-Anhalt und Sachsen echte Pionierarbeit geleistet – auch wenn der Weg in eine neue Normalität sicherlich noch sehr lang ist.“
Mehr zur Studie auf: www.restart19.de
Quelle: MICE-Business.de