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Katholische Bischöfe fahren beim Klimaschutz hinterher

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Zum zweiten Mal hat die Deutsche Umwelthilfe e. V. (DUH) die Dienstwagen des kirchlichen Spitzenpersonals in Deutschland hinsichtlich Motorisierung, Spritverbrauch und CO2-Emissionen untersucht. Das Ergebnis der Abfrage unter insgesamt 47 evangelischen und katholischen Kirchen und ihren Würdenträgern stellte die Umweltschutzorganisation in Berlin vor.

Von allen befragten Landesbischöfen halten nur fünf den seit 2012 geltenden CO2-Grenzwert von 130 g pro Kilometer ein. 19 Geistliche erhalten die gelbe Karte für positive, aber insgesamt nicht ausreichende Bemühungen, den CO2-Ausstoß ihrer Dienstfahrzeuge zu senken. 23 Bischöfe sahen die „Rote Karte“, weil sie mit ihren Limousinen den geltenden Emissionswert um 20 bis zu 71 Prozent überschreiten oder die Auskunft verweigerten. „Die beiden großen christlichen Kirchen zählen mit mehreren hunderttausend Mitarbeitern zu den größten Arbeitgebern in Deutschland. Erfreulich ist daher die zunehmende Zahl evangelischer Bischöfe, die bei ihrer Dienstwagenwahl die EU-Zielwerte einhalten. Überrascht sind wir dagegen über das schlechte Abschneiden des katholischen Spitzenpersonals“, sagte Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der DUH.



Fünf Dienstwagen der evangelischen Kirche erhielten die „Grüne Karte“, darunter Landesbischof Jochen Bohl von der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Sachsen und Landessuperintendent Martin Dutzmann von der Lippischen Landeskirche. Beide unterschreiten mit ihren Limousinen deutlich den EU-Zielwert von 130g CO2/km. Karl-Hinrich Manzke, Landesbischof der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Schaumburg-Lippe, und der Landesbischof der Evangelisch-lutherischen Landeskirche in Braunschweig, Prof. Friedrich Weber, belegen Platz drei und fünf im Ranking. Ebenfalls im „grünen Bereich“ befindet sich die Präsidentin der Bremischen Evangelischen Kirche, Brigitte Böhme, mit ihrem erdgasbetriebenen VW Touran.


In der evangelischen Kirche von Westfalen löste Annette Kurschus Alfred Buß als Präses ab und stieg auf ein höher motorisiertes Fahrzeug um. Dafür erhielt sie im Gegensatz zu ihrem Vorgänger in diesem Jahr nur die „Gelbe Karte“. Hannovers Landesbischof Ralf Meister, der im letzten Jahr noch das Schlusslicht der Auswertung bildete, verbesserte mit einem neuen 5er BMW seine CO2-Bilanz um 77 g/km und erhielt dafür ebenfalls die „Gelbe Karte“. Den letzten Platz im Ranking belegt der Bischof des Bistums Mainz, Karl Kardinal Lehmann, der in einem Mercedes Benz der R-Klasse mit einem CO2-Ausstoß von 223 g/km unterwegs ist.



Dass die CO2-Werte der bischöflichen Limousinen im Vergleich zum Vorjahr durchschnittlich um 18 Gramm auf 152 g/km gesunken sind, bewertet die DUH als positiv. Deutlich werden die Veränderungen mit Blick auf die Dienstwagen der untergeordneten Amtsinhaber beider Kirchen. In der Einzelbewertung erhalten hier 34 Kirchenvertreter eine „Grüne Karte“. Insgesamt fahren die Vertreter der evangelischen Kirchen ihren katholischen Kollegen beim Klimaschutz in großem Abstand davon.

Während unter den Protestanten nur zwei befragte Bischöfe die „Rote Karte“ erhielten, gab es für die katholischen Kirchen insgesamt 21 „Rote Karten“ für Intransparenz oder einen zu hohen CO2-Ausstoß. Diese Tendenz zeigt sich auch bei den durchschnittlichen CO2-Werten der Bischöfe, die bei den katholischen Vertretern bei 169 g/km und bei den evangelischen bei 140 g/km liegen. Auch im Gesamtbild inklusive aller Leitungsebenen schneidet die evangelische Kirche beim Vergleich des durchschnittlichen CO2-Ausstoßes mit 135 g/km besser ab als die katholische Kirche, die durchschnittlich nur auf einen Wert von 150 g/km kommt. Die evangelischen Kirchen zeigten sich darüber hinaus informationsbereiter als die katholischen Bistümer, von denen nur 15 von insgesamt 27 befragten den kritischen Blick unter ihre Motorhauben erlaubten.



In diesem Jahr fragte die DUH auch nach den Flottenfahrzeugen der Kirchenverwaltungen. Meist stehen den Mitarbeitern dort nur wenige Fahrzeuge zur Verfügung. Eine größere Fahrzeugflotte mit 77 Fahrzeugen und einem durchschnittlichen CO2-Ausstoß von 134 g/km betreibt das Erzbistum Köln. Dieses schafft seit Anfang 2012 nur noch Fahrzeuge an, die die Emissionsgrenze von 140 g CO2/km einhalten. Viele Kirchen bieten ihren Mitarbeitern Jobtickets an und beteiligen sich an Carsharing-Angeboten. Die Dienstfahrzeugflotte des erzbischöflichen Ordinats Bamberg verfügt darüber hinaus über drei Elektrofahrräder, mit denen vor allem im Stadtverkehr Emissionen vermieden werden sollen. Auch gaben viele Kirchenoberhäupter an, häufig mit der Bahn oder dem Fahrrad unterwegs zu sein.