Start News Winkeljohann: Großer Nachholbedarf bei deutschen Auslandsinvestitionen im Reich der Mitte

Winkeljohann: Großer Nachholbedarf bei deutschen Auslandsinvestitionen im Reich der Mitte

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Der deutsche Mittelstand bereitet sich intensiv auf den Sprung
nach Fernost vor. „In spätestens fünf Jahren muss fast jeder größere
deutsche Mittelständler in China präsent sein, wenn er die dortigen
Chancen nicht verschlafen will“, sagt Prof. Dr. Norbert Winkeljohann,
Vorstandsmitglied bei PricewaterhouseCoopers (PwC) und zuständig für
den Geschäftsbereich Mittelstand. Heimische Unternehmen hätten
bislang rund acht Milliarden Euro im Reich der Mitte investiert – nur
ein Prozent aller deutschen Auslandsinvestitionen.

Seit zehn Jahren wachse die Wirtschaft der Volksrepublik jährlich
um rund acht Prozent, was nicht allein mit dem großen Nachholbedarf
erklärt werden könne. „Die Menschen in China sind bereit, extrem hart
zu arbeiten. Diskussionen über die Arbeitszeit, wie wir sie zur Zeit
in Deutschland führen, gibt es dort nicht“, hebt Winkeljohann hervor.
Rund einhundertfach niedrigere Lohnkosten, hundert Mal niedriger als
hierzulande führten dazu, dass fertigungsintensive Arbeitsplätze
immer stärker nach Fernost verlagert würden.

„Natürlich werden deutsche Arbeitsplätze durch diese Entwicklung
auch verloren gehen. Insgesamt kann die deutsche Volkswirtschaft aber
von der Zusammenarbeit mit China profitieren“, erläutert der
Wirtschaftswissenschaftler, der zugleich als Honorarprofessor an der
Universität Osnabrück lehrt. Wenn von den 1,3 Milliarden Einwohnern
nur zehn Prozent eine Kaufkraft vergleichbar mit Europa entwickelten,
entstünde ein Markt mit 130 Millionen Konsumenten.