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Unternehmen ignorieren Warnungen der Experten

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Experten sind sich einig: Der Ausbruch einer Pandemie in Deutschland ist nur eine Frage der Zeit. Doch das Risikomanagement vieler Unternehmen ist nach wie vor unzureichend: Noch immer arbeitet ein Viertel der Geschäftsführer in der Pandemieplanung nicht mit einem Betriebsarzt zusammen. Dabei fungiert er als Schnittstelle zu den Behörden und leistet medizinische Aufklärung im Unternehmen. Auch der Nutzen von antiviralen Medikamenten in der Pandemievorsorge wird unterschätzt: Im Ernstfall können in deutschen Unternehmen aufgrund fehlender Bevorratung nur zehn bis 30 Prozent der Belegschaft mit Medikamenten versorgt werden. Das sind Ergebnisse der Studie Themenkompass Pandemie, die im Auftrag des IMWF Instituts für Management- und Wirtschaftsforschung und des F.A.Z.-Instituts erstellt wurde.

Bisher hat nur jedes vierte Unternehmen die Bevorratung von antiviralen Medikamenten geplant. Fachleute empfehlen allerdings insbesondere Unternehmen mit mehr als 5.000 Mitarbeitern, hohen Umsätzen oder Betrieben mit öffentlichen Aufgaben, eine ausreichende Menge bereit zu stellen. Unter bestimmten Voraussetzungen dürfen Arbeitgeber ihren Mitarbeitern antivirale Arzneimittel auch zur Langzeitprophylaxe zur Verfügung stellen. Dadurch lässt sich im Ernstfall der wirtschaftliche Schaden im Unternehmen erheblich eindämmen. Der Grund: Im Pandemiefall sind die enormen Ausfallquoten der Mitarbeiter einer der Hauptrisikofaktoren für die Aufrechterhaltung des Geschäftsbetriebes. Die Altersgruppe der berufstätigen 20 bis 45-Jährigen gilt als besonders gefährdet. Zwar gehört die klassische Schutzimpfung nach wie vor zu den wichtigsten Maßnahmen, ein Ansteckungsrisiko zu minimieren. Da ein Impfstoff jedoch erst produziert werden kann, wenn das Virus bekannt ist, bleibt die Therapie mit antiviralen Medikamenten die einzig wirksame Vorbeugung. Mit den so genannten Neuraminidase-Hemmern steht ein Arzneimittel zur Verfügung, mit dem bei rechtzeitiger Behandlung die Auswirkungen einer pandemischen Grippewelle erfolgreich eingedämmt werden können. Die Medikamente verkürzen nicht nur die Erkrankungsdauer, sondern minimieren auch die Krankheitsfälle mit tödlichem Verlauf. Bei einer Therapie aller Erkrankten können bis zu 80.000 Todesfälle vermieden werden, schätzen Mediziner des Robert Koch Instituts.

Unterstützung im Pandemiefall erhalten Unternehmen bei der Erstellung eines Notfallplans unter anderem von den obersten Landesgesundheitsbehörden. Checklisten zur Vorbereitung auf eine Influenza-Pandemie gibt es zudem auf den Internetseiten des Robert-Koch-Instituts oder vom Verband deutscher Betriebs- und Werksärzte. Die Pandemieplanung sollten hochrangige Entscheider des Unternehmens übernehmen und dabei mit dem Betriebsarzt zusammenarbeiten. Darüber hinaus ist in der Pandemieplanung die Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsamt oder anderen Unternehmen ratsam. Mehr als die Hälfte der befragten Firmen kooperieren in dieser Frage mit Schlüsselkunden und Zulieferern.

www.imwf.de