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Souveränität: ein komplexer Prozess der Selbsterkenntnis

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Der eine hat es, der andere nicht. – Ein schon oft gehörter Satz, der, zumindest was Souveränität angeht, nicht ganz zutrifft. Denn eines ist sicher: Niemand wird bereits als souveräne Persönlichkeit geboren. Souveränität basiert vielmehr auf einem unaufhörlichen Entwicklungsprozess. Um diesen erstrebenswerten Zustand zu erreichen, erfordert es gleichwohl bestimmte Charaktereigenschaften und Persönlichkeitsmerkmale. Aber wo kommen diese her? An diese Stelle haben sich in der Vergangenheit konträre Diskussionen mit überaus gegensätzlichen Standpunkten entzündet. Noch heute scheiden sich manchmal die Geister. Ob es nun Psychologen, Anthropologen, Philosophen, Pädagogen oder Biologen sind, einige befürworten die These, dass die wesentlichen Merkmale des Charakters angeboren sind; andere setzen auf eine Prägung durch frühkindliche, kindliche oder sonstige Ereignisse; wieder andere gehen davon aus, dass jeder Mensch letztendlich das Ruder selbst in der Hand hält, sich – ob nun bewusst oder unbewusst – steuern kann und die Verantwortung für sein Dasein ganz alleine trägt.

Ob der Mensch nun durch seine Anlagen oder doch mehr durch seine Umwelt und bestimmten Einflüssen bestimmt wird, ist eine der ältesten Fragen über die Existenz des Menschen überhaupt. – Eine eindeutige Antwort konnte über einen Zeitraum von Jahrtausenden nicht gefunden werden. Der Grund dafür liegt dabei nicht nur in der Komplexität der Fragestellung, sondern auch in der jeweiligen Vorgehensweise bei der Suche nach einer Antwort. Denn natürlich war jedes (vorläufige) Ergebnis auch vom dominierenden Denkansatz geprägt. Hier verhält es sich ganz ähnlich, wie bei vielen anderen kontroversen Fragen: War man bspw. lange Zeit davon überzeugt, dass die Sonne um die Erde kreist – und nicht umgekehrt –, dann auch deshalb, weil man diese auf Aristoteles zurückgehende Annahme schlichtweg glauben wollte.

Naturwissenschaftliche Untersuchungen, wie etwa durch Galileo Galilei, der schließlich den wahren Sachverhalt herausfand, wurden unterbunden; andere Astronomen erhielten den Auftrag, die vorherrschende Meinung, also den Irrglauben, dass sich die Sonne um die Erde dreht, zu untermauern. Folglich wurden einerseits die gewünschten Ergebnisse geliefert und andererseits neue Denkansätze verhindert.



Oft sind es also längst nicht die wissenschaftlichen Möglichkeiten allein, die zu einem Ergebnis führen; einen nicht zu unterschätzenden Einfluss hat das jeweils vorherrschende Weltbild, das die ideologischen oder religiösen Überzeugungen der jeweiligen Epoche widerspiegelt. Solche Verzerrungen bei der Suche nach relevanten Fragen des menschlichen Daseins machten es lange Zeit schwierig, eine objektive Antwort hinsichtlich der Persönlichkeit des Menschen zu finden. – Heute steht für die seriöse Forschung außer Frage, dass die Persönlichkeitsentwicklung des Menschen auf den drei wesentlichen Faktoren Erbanlagen, Umwelteinflüsse und der Selbstbestimmung basiert:



Genetisch bedingte Aspekte wie Körperbau und –größe, Geschlecht, Erbkrankheiten, Hautfarbe usw. geben dem Menschen eine bestimmte Disposition mit auf seinen Lebensweg. Derartige Erbanlagen weisen eine wesentliche Gemeinsamkeit auf: Allesamt sind sie – von medizinischen Eingriffen unter meist enormem Aufwand einmal abgesehen – letztlich unveränderbar; sie bleiben allen Menschen zeitlebens erhalten und bilden dabei wichtige Rahmenbedingungen, die auch die Persönlichkeitsentfaltung beeinflussen. Hierbei sind es nicht nur die besonders auffälligen Anlagen (bspw. eine von der Norm erheblich abweichende Körpergröße) oder gar schwerwiegende Erbkrankheiten, die das Leben – und damit auch die Persönlichkeit – beeinflussen, weniger dramatisch, dennoch nicht unbedeutend, sind die vielen Dinge, deren individuelle Relevanz von Außenstehenden meist kaum wahrgenommen wird: Bei unserer Persönlichkeitsentwicklung spielen auch Aspekte eine Rolle, die wir als von der Natur gegeben hinnehmen und denen wir daher kaum mehr große Beachtung schenken. Die Möglichkeiten sind hier nahezu grenzenlos, auch lässt sich kaum signifikant nachweisen, inwieweit bspw. unsere Haarfarbe, eine Links- oder Rechtshändigkeit, die Sehkraft unserer Augen oder selbst unauffälligste Details der Physiognomie usw. unsere Entwicklung mitbestimmen. Sicher ist nur, dass hiervon Einflüsse auf unsere Persönlichkeits- und Charakterbildung ausgehen, wobei die Ausprägung an dieser Stelle in besonderem Maße auch von den Faktoren Umwelteinflüssen sowie Selbstbestimmung – also davon, wie andere und wie wir selbst damit umgehen – abhängt. Eben weil Erbanlagen kaum veränderbar sind, kann sich eine souveräne Persönlichkeit nur entfalten, wenn wir diese selbst akzeptieren und als spezifische Merkmale annehmen. Eine solche Selbstakzeptanz kann mitunter ganz erheblich durch Umwelteinflüsse beeinträchtigt und sogar verhindert werden. Zu den Umwelteinflüssen (der Fremdbestimmung) zählen insbesondere die familiären Verhältnisse.

Die Erziehung spielt natürlich gerade während der Kindheit eine wesentliche Rolle, wobei das Wort Erziehung letztlich ein nur wenig präziser Begriff ist. Trotz zahlreicher Versuche, den Begriff Erziehung eindeutig zu definieren, mangelt es bis heute an einer allgemein anerkannten Übereinkunft, was genau unter Erziehung zu verstehen sei. Fest steht, dass durch die Erziehung eine als positiv bewertete Lenkung der seelischen Struktur eines Menschen (eines Kindes / Jugendlichen) erfolgen soll. Die Erziehung ist also eine Art kontrollierter Veränderungsprozess, der dabei bestenfalls die als wünschenswert eingestuften Dispositionen und Verhaltensweisen des zu Erziehenden möglichst unangetastet lässt. Mit der Erziehung wird versucht, auf mutmaßlich negative oder gesellschaftlich unerwünschte Dispositionen und Verhaltensweisen korrigierend einzuwirken. Ein Problem bleibt, dass auch größte pädagogische Bemühungen nicht in allen Fällen zum gewünschten Erfolg führen. Zahlreiche Beispiele zeigen, dass sich selbst Kinder aus bestem und sehr liebvollem Elternhaus, in eine völlig unvorhersehbare Richtung entwickeln, die dabei trotz vermeintlich optimaler Rahmenbedingungen keine befriedigende Persönlichkeitsentwicklung zulässt. Andere Fälle belegen wiederum, dass es auch Menschen, die aus zerrüttelten und überaus schwierigen Verhältnissen kommen, möglich ist, eine starke und selbstständige Persönlichkeit zu entfalten.



Mit oder bereits schon vor der Geburt ist jeder Mensch einer Vielzahl von Umwelteinflüssen bzw. Fremdbestimmungen ausgesetzt. Betrachtet man zunächst nur die familiäre Struktur als einen der relevantesten Faktoren, wird schnell der Facettenreichtum der Umwelteinflüsse im Erziehungs- und damit auch Persönlichkeitsentwicklungsprozess deutlich: Die Charaktereigenschaften der Eltern, Geschwister, Großeltern usw. und die Art des Umgangs mit den Menschen aus der nächsten Umgebung spielen zweifellos eine wichtige Rolle für die eigene Entwicklung. Doch lässt sich hier keine klare Grenze ziehen; relevant ist ebenfalls, ob und wie viele Geschwister ein Kind hat, ob die Geschwister Brüder oder Schwestern sind und welches Alter diese haben. Selbstverständlich sind auch Bildungsniveau und Beruf der Eltern sicher nicht unerheblich usw. – Derartige Aspekte sind uns oft noch bewusst, wenn vielleicht auch nicht bis ins Detail der jeweiligen Konstellationen. Etwas weniger offensichtlich ist der ebenfalls vorhandene Einfluss anderer Rahmenbedingungen, die – weil sie als selbstverständlich und unabänderbar angesehen werden – oft kaum eingehend reflektiert werden: Ernährungsgewohnheiten, Kleidung, wirtschaftliche Situation der Familie, Wohnung und Wohnlage (Größe, Gestaltung, Art und Ort – Stadt oder Land – der Wohnung), Struktur der Nachbarschaft, (Vereins-) Mitgliedschaften, Religion, politische und soziale Ausprägung der Familie und des Heimatlandes, Sprache, Traditionen, Sitten und Gebräuche usw. usf.



Diese Aufzählung der mannigfaltigen Einflussfaktoren für die Persönlichkeitsentwicklung ließe sich ohne Weiteres nahezu bis ins Unermessliche fortführen, wobei jeder einzelne dieser Faktoren einen Beitrag zur individuellen Persönlichkeitsentwicklung eines Menschen leistet. Die Tragweite der jeweiligen Aspekte fällt dabei für jeden Einzelfall erneut völlig unterschiedlich aus: Was bei dem einen ganz zweifellos seine Spuren hinterlassen hat, kann bei einem anderen völlig nebensächlich sein; was hier Gutes bewirkt hat, kann dort Negatives auslösen. Zudem lassen sich die unzähligen Einflussfaktoren für die Persönlichkeitsentwicklung kaum isoliert voneinander betrachten. Jeder Einzelaspekt wirkt immer in Kombination mit vielen anderen, ist eingebettet in ganz individuelle Strukturen und trifft auf sehr spezifische Konstellationen – auch hinsichtlich etwaiger Erbanlagen und der Dynamik der Selbstbestimmung eines Individuums.

Der Begriff Erziehung bleibt also, auch wenn wir gemeinhin eine recht konkrete Vorstellung davon haben, eher vage. Hier bündeln sich während der Kindheit viele der Faktoren, die in der Psychologie unter dem Terminus Fremdbestimmung fallen. – Die Umwelteinflüsse und Erfahrungen der Vergangenheit prägen uns zweifellos, an einer bestimmten Stelle (und nicht erst im Erwachsenenalter) setzt jedoch die Selbstbestimmung ein. Eine liebevolle Erziehung, die auch die Disposition für bestimmte Möglichkeiten erkennt und fördert – ohne dabei die eigenen Wünsche in den Vordergrund zu stellen, ist immer die beste Basis für die Persönlichkeitsentwicklung eines Menschen, der mithilfe seiner Selbstbestimmung im weiteren Verlauf des Lebens zu einer souveränen Persönlichkeit werden kann. Heute gilt eine Erziehung als optimal, die den Menschen nicht entgegen den eigenen Anlagen und Bedürfnissen verformen will, sondern die versucht, eine solche Beziehung herzustellen, die ein Mensch für seine eigenen Persönlichkeitsentfaltung benutzen kann. Zugleich soll das Grundbedürfnis nach Sicherheit jederzeit erfüllt sein. Auf diesen Eckpfeilern kann sich die noch junge Persönlichkeit entfalten und ihren eigenen Weg suchen.

Der Exkurs über die Erziehung mitsamt dem Zusammenspiel von den Faktoren Erbanlagen, Fremd- und Selbstbestimmung, die eine Persönlichkeit prägen, soll auch zeigen, dass dem Menschen gewisse – darunter immer positive, aber auch weniger konstruktive – Rahmenbedingungen mit auf seinen Weg gegeben werden, wobei der Faktor Selbstbestimmung gar nicht bedeutend genug gewertet werden kann. Jeder Mensch ist in der Lage, seine Persönlichkeit selbst mit zu entwickeln; es ist also möglich, selbst in den nie endenden Lebensprozess einzugreifen und dabei die sich individuell bietenden Chancen zu nutzen. Die Erbanlagen und die vielfältigen Elemente der Fremdbestimmung – insbesondere die Einflüsse der Erziehung – können dabei eine Selbstbestimmung niemals verhindern, sie können aber den Zugriff auf die eigenen Möglichkeiten und Kapazitäten entweder erschweren oder erleichtern. Folgt man dem bekannten Psychologen Carl Rogers, ist es selbst dem vorbelasteten Menschen nicht verbaut, seine Persönlichkeit in Richtung Autonomie zu entwickeln. Jeder Mensch ist demnach in der Lage, diejenigen Ziele nach und nach auszuwählen, wohin er sich entwickeln möchte. Souveränität wird also niemandem in die Wiege gelegt, sie muss (über Jahre) heranreifen, wobei bestimmte Rahmenbedingungen den Weg entweder ebnen oder auch erschweren. Zugleich stellt sich Souveränität niemals von selbst ein, sie ist immer an einige Voraussetzungen geknüpft.

Zu diesen Voraussetzungen zählt vor allem die Entschlossenheit, Verantwortung für sich selbst zu übernehmen. Dies beinhaltet eine bewusste Entscheidung, welche Handlungen und Verhaltensweisen für einen selbst wichtig sind, und welche es nicht sind. Bewusst heißt hierbei auch, sich die Blockaden zu vergegenwärtigen, die behindernd auf eine Entwicklung einwirken. Genau dies ist einfacher gesagt als getan. – Eine Frage, ob wir bereit sind, Verantwortung für unser Leben zu übernehmen, würde wohl kaum jemand ernsthaft mit einem Nein beantworten. Wer aber mit einem klaren Ja antwortet, ist sich häufig nicht der Tragweite dieser Aussage bewusst. Oft wissen wir gar nicht, wie sehr wir an Denkmuster gefesselt sind, die sich schließlich über Jahre, zuweilen sogar über Jahrzehnte manifestiert haben. Das bekannte Sprichwort Die Gedanken sind frei entspricht leider nur einer eher theoretischen Wahrheit. Vergessen wird, dass unsere Gedanken und Denkweisen nicht losgelöst und unabhängig von unseren Persönlichkeitsbedingungen existieren. Um nun aber die besagte Verantwortung tatsächlich übernehmen zu können, bedürfen wir einer Gedankenwelt, die möglichst frei von inneren und äußeren Zwängen ist. – Ganz gleich welche Beispiele wirklich souveräner Persönlichkeiten herangezogen werden, eines ist allen gemeinsam: Alle Menschen, die sich durch echte Souveränität auszeichnen, sind irgendwann an einem Punkt angelangt, an dem sie begonnen haben, selbstbestimmt zu denken. Dies ist eine der Voraussetzungen dafür, den persönlichen Lebensweg eigenständig zu lenken. Das so genannte Alternative Denken erfordert eine Abkehr von festgefahrenen Denkweisen; es ist im Rahmen eines Bewusstwerdungsprozesses erlernbar und führt zu einer freieren Entfaltung der eigenen Persönlichkeit. Und eine Persönlichkeit, die in eine Vielzahl äußerer und innerer Zwänge eingesperrt bleibt, wird kaum in der Lage sein, wirklich frei zu denken und kann folglich auch nicht selbstbestimmt entscheiden und handeln – sie bleibt in einer Lebensweise gefangen, die vielmehr eine von Konventionen indoktrinierte als denn eine souveräne ist. Gerade die Fremdbestimmung versorgt uns mit Strukturen und Orientierungspunkten, an die wir uns halten und an die wir das eigene Leben ausrichten können – es entstehen Ordnung und Sicherheit. Das oft schematische und automatisierte Handeln, das sich aus den Erfahrungen der Fremdbestimmung ergibt, führt allerdings dazu, die sich bietenden Alternativen im Denken und Handeln zu übersehen.

Wir glauben Erfahrungen zu machen, aber die Erfahrungen machen uns. (Eugéne Ionesco)

Souveränität und (Gedanken-)Freiheit gehen sozusagen Hand in Hand; das eine ist ohne das andere schlichtweg nicht möglich. Erst die Abwesenheit von Zwängen ermöglicht Eigenständigkeit und führt zur Freiheit, also zur Selbstbestimmung und Souveränität. Günstige Erbanlagen und positive Umwelteinflüsse sind immer gute Bedingungen, um Souveränität zu entwickeln – allerdings sind die Erbanlagen niemals völlig optimal, ebenso wenig, wie es die Umwelteinflüsse sind. Einerseits besteht ein wichtiges Zusammenspiel von Anlagen und äußeren Einflüssen: Denn bestimmte Anlagen können sich ohne äußere Einflüsse kaum wirkungsvoll entfalten, und alle Einflüsse bleiben mehr oder weniger erfolglos, wenn sie nicht auf bestimmte Anlagepotenzen treffen. (Eine bspw. mathematische Begabung wird sich kaum entwickeln, wenn sie nicht erkannt und gefördert wird; andersherum wird eine unsportliche Natur niemals fähig sein, auf diesem Gebiet mit Spitzenleistungen zu glänzen – auch dann nicht, wenn sie von Kindesbeinen an trainiert wird.) Andererseits bleibt die Selbstbestimmung der wichtigste Aspekt für eine uneingeschränkte Persönlichkeitsentwicklung. Kein Mensch kann sich seine Erbanlagen aussuchen, auch kann niemand rückwirkend auf seine Umwelteinflüsse einwirken, doch jeder ist letztlich dazu imstande, sich seines Werdeganges und der relevanten Einflussfaktoren bewusst zu werden und – sofern nur ein echter Wille vorhanden ist – damit zu beginnen, selbstbestimmt an der eigenen Persönlichkeit zu arbeiten. Dieser Wille ist eine der entscheidenden Voraussetzungen für Souveränität!

Hierbei nützt es leider nur wenig, wenn ein solcher Wille nur temporär aufkeimt – die Entfaltung der eigenen Persönlichkeit braucht Zeit und lässt sich nicht nebenbei wie eine Arznei verordnen. Daher erfordert es neben dem kontinuierlichen Willen auch konstante Arbeit am eigenen Leben. Hierzu sind nur wenige Menschen bereit und in der Lage; die meisten wählen den – zumindest vordergründig – bequemeren Weg. Dies ist auch der Grund dafür, dass eine souveräne Persönlichkeit weiterhin eine Ausnahmeerscheinung bleibt. Das Erlangen einer souveränen Persönlichkeit ist grundsätzlich für nahezu jeden möglich, es scheitert dabei viel seltener am mangelnden Potenzial, als vielmehr an der Entdeckung und Bewusstwerdung desselben sowie an den vielen einschränkenden Kleinigkeiten, die oft aus den Fesseln der Erfahrungen und eingefahrenen Handlungsweisen resultieren. – Wer die Entwicklung der eigenen, immer individuellen Souveränität ernsthaft anstrebt, benötigt einen eindeutigen und kontinuierlichen Willen, der sich auch nicht von widrigen Umständen, die schließlich immer irgendwann ins Spiel kommen, beeindrucken oder abschwächen lässt.

Der Mensch, ganz gleichgültig, wie die spezifischen Rahmenbedingungen konstituiert sind, ist grundsätzlich nicht statisch. Eigenschaften, Verhaltens- und Denkweisen des Menschen manifestieren sich über längere Zeiträume, daher lassen sich diese auch nur schwer wieder verändern. Es erfordert immer Mut, Selbsterkenntnis, Beharrlichkeit und natürlich eine innere Bereitschaft, um größere Veränderungen einzuleiten um dadurch statische Zustände aufzulösen. Der auf der einen Seite vorhandene Drang zur Veränderung steht dabei im ständigen Widerstreit mit dem gleichzeitigen Hang zur Bequemlichkeit, der anstehenden Veränderungen so oft determiniert. Wenn wir nicht selbst bewusst in den Prozess der Persönlichkeitsentfaltung eingreifen, bedeutet dies immer, dass äußere Einflüsse die Oberhand gewinnen und schließlich die eigene Persönlichkeit verdecken oder sogar dominieren. – Abhilfe kann hier allein ein sehr bewusster, langfristig angelegter Prozess der Wandlung schaffen, verbunden mit der Erkenntnis, dass sich Souveränität nicht aus dem Stegreif hervorzaubern und auch nicht erzwingen lässt: Die Entfaltung einer souveränen Persönlichkeit braucht Zeit, nicht selten viel Zeit, was auch erklärt, dass Menschen, die wahre Souveränität besitzen, zumeist bereits ein gewisses Alter erreicht haben.

Eile und alle hektischen Sofortmaßnahmen sind hier wenig hilfreich, gefragt ist vielmehr eine Entscheidung, die auf innerer Ruhe basiert, nichts überhasten will und daher umso langfristiger wirksam bleiben kann. Doch kaum geht es um Zeit, die schließlich immer knapp bemessen ist, laufen viele Menschen in eine altbekannte Falle: Fast jeder glaubt, keine zu haben. Daraus resultiert ein verbreiteter Irrtum, nämlich dass Zeit, die wir für uns selber nehmen, an anderer Stelle fehlt. Dass dies keineswegs so ist, zeigen bspw. die oft verblüffend effektiven Erfahrungen, die viele Menschen im Berufsleben mit Seminaren zum Zeit-Management machen konnten. Hier muss zunächst einmal Zeit investiert werden, damit sich schließlich ein wesentlich effektiverer Umgang mit der eigenen Zeiteinteilung einstellen kann. Als Folge lässt sich die eigene Zeit meist viel sinnvoller nutzen, wodurch parallel etliche Stressfaktoren verschwinden, was zudem die eigene Zufriedenheit oft entscheidend erhöht.

Die Zeit verlängert sich für alle, die sie zu nutzen verstehen.(Leonardo da Vinci)

Jeder Mensch wird letztendlich von der Zeit profitieren, die er für sich selbst nimmt. Denn oft ist uns nicht einmal bewusst, was uns persönlich das Wichtigste im Leben ist, welches wirklich unsere Talente, Vorlieben oder Abneigungen sind – geschweige denn, warum wir bestimmte Dinge tun, andere dagegen nicht. Eine eingehende Auseinandersetzung mit sich selbst, mit dem Ziel der Selbsterkenntnis, gehört zu den grundlegenden Voraussetzungen, um souverän leben und agieren zu können. Ein Mensch, der sich selbst nicht kennt, kann keine Souveränität erreichen. Der tiefe Blick auf das eigene Dasein benötigt dabei immer angemessene Zeiträume, allein schon deshalb, weil sich ein klares Bild erst nach kontinuierlicher Betrachtung der eigenen Lebensbedingungen herauskristallisieren kann. Sich mit der eigenen Person zu beschäftigen ist also alles andere als, wie zuweilen fälschlicherweise angenommen wird, eitle Selbstfixierung oder gar Zeitvergeudung – es ist schlichtweg notwendig, sofern das Ziel Souveränität heißt.

Bei der Selbstbetrachtung ist natürlich auch Vorsicht angezeigt, zu schnell dreht man sich im Kreis und endet doch wieder nur in der Stagnation. Sinnvoll ist das Studium des eigenen Lebens vor allem dann, wenn es frei von Selbsttäuschungsmanövern und also wirklich ehrlich ist. Schnell ist man geneigt, nur jene Aspekte zu fokussieren, von denen wir ohnehin glauben, dass hier alles im grünen Bereich liegt. Darum geht es hier nicht. Das Ziel ist ein Blick auf das Wesentliche, das sich nur zu oft hinter den profanen Äußerlichkeiten verbirgt.

Der souveräne Mensch ist sich seines eigenen Wertes bewusst, vermag es aber auch, sich selbst kritisch ins Auge zu fassen. Ein Ist-Zustand kann zwar durchaus gut und für den Moment befriedigend, niemals jedoch der erstrebenswerte Endzustand sein. Der Mensch ist also immer wieder gefordert, einer Stagnation zu entfliehen und sich für Veränderungen zu öffnen. Es ist so einfach wie es klingt: Ohne die Bereitschaft für Veränderungen wird sich auch niemals etwas ändern. Und um Veränderungen möglich zu machen, gilt es, die Lebensumstände zu erkennen, sie regelmäßig infrage zu stellen, um schließlich selbst damit beginnen zu können, notwendige Veränderungen einzuleiten. – Mithilfe einer sehr effektiven Methode lässt sich präzise erkennen, an welcher Stelle Widersprüche in das eigene Leben treten. Ein Abgleich von Selbst- und Fremdbild legt Diskrepanzen hinsichtlich der eigenen Persönlichkeit offen und zeigt, wo Veränderungen notwendig sind.

WEITERE INFORMATIONEN ZU DIESEM THEMA:

Stéphane Etrillard
Erfolgsfaktor Souveränität
ISBN: 3937864628
Verlagskontor 2005

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ÜBER DEN AUTOR:

Stéphane Etrillard zählt zu den innovativen Wirtschaftstrainern der neuen Generation und gilt als einer der besten Rhetorikspezialisten im deutschsprachigen Raum. Als Coach, Trainer und Buchautor hat er sich einen hervorragenden Namen gemacht. Mit seinen begehrten offenen Seminaren im Bereich Rhetorik und Dialektik sowie Selbst-PR, in denen er seinen Teilnehmern zu mehr Souveränität in allen Lebenslagen verhilft, ist er branchenübergreifend erfolgreich. Firmenintern ist sein Schwerpunkt die Konzeption und Durchführung anspruchsvoller und effektiver Kommunikations-, Führungs- und Vertriebsseminare. Er vermittelt Kompetenz aus der Praxis für die Praxis. Sein bewährtes Know-how ist in den letzten 9 Jahren in der Begleitung von mehreren Tausend Führungskräften und Verkäufern aus unterschiedlichsten Branchen entstanden. Seine Coachings und Seminare führte er bis jetzt in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Belgien, Luxemburg, Frankreich, Italien, Ungarn sowie in Russland durch. Zu seinen Privatklienten zählen Manager aus Top-Unternehmen, mittelständische Unternehmer und Politiker sowie viele Menschen, die sich bei ihm neue Impulse holen, um ihre Kommunikation zielführender zu gestalten. Durch zahlreiche Vorträge und Publikationen ist er einem breiten Publikum bekannt geworden. Er wurde 2004-2005 unter die Top 100 Excellent Speakers aufgenommen und ist professionelles Mitglied der German Speakers Association. Seine 18 Bücher und Audio-Coachingprogramme zählen zu den Business-Topsellern. Seinen kostenlosen Newsletter können Sie unter http://www.managementbrief.de oder http://www.rhetorikbrief.de abonnieren.