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Regierungschef hielt sich in New York auf

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In Thailand haben Militär und Polizei die Kontrolle über die Hauptstadt Bangkok übernommen und Premier Thaksin Shinawatra entmachtet. Der Regierungschef, der sich zurzeit bei der Uno-Vollversammlung in New York aufhält, rief den Ausnahmezustand aus. Die Armee verhängte ihrerseits das Kriegsrecht. In Bangkok und Thailand halten sich zur Zeit zahlreiche deutsche Geschäftsreisende auf.

Das Auswärtige Amt rät allen Deutschen, die sich in Thailand aufhalten, im Hotel zu bleiben und Ruhe zu bewahren. Die deutsche Botschaft beobachtet die Lage in der Stadt und wird situationsbezogen informieren und entscheiden, sagte eine Sprecherin am Abend. Geschäftsreisende sollten ihre Hotels und Unterkünft nicht verlassen und sich im Notfall bei der deutschen Botschaft in Bangkok informieren, die auch in der Nacht erreichbar sei. Die Telefonnummer liegt in den Hotels aus und ist in Reiseführern zu finden.

Die Putschisten haben die Kontrolle über mehrere Fernsehsender übernommen. Sie riefen einen „Rat für Verwaltungsreformen“ als provisorische Regierung aus. Der Rat, der König Bhumibol als Staatschef anerkenne, habe die Kontrolle über Bangkok und die umliegenden Provinzen übernommen und sei auf keinen Widerstand gestoßen, erklärten die Aufständischen.

Der Oberbefehlshaber des Heeres, General Sondhi Boonyaratkalin, habe den Ministerpräsidenten abgelöst, sagte ein Militärsprecher. Man wolle aber die Macht nur zeitweise übernehmen, um sie so bald wie möglich dem Volk zurückgeben zu können. Noch nie zuvor in der Geschichte Thailands sei das Volk so gespalten gewesen, begründete Generalleutnant Prapart Sakuntanak das Vorgehen. Der Staatsstreich sei nötig gewesen, da die Regierung von Thaksin der Korruption Tür und Tor geöffnet habe.

Augenzeugen zufolge sind bereits Panzer ins Zentrum Bangkoks eingerückt. Die Panzer sperrten demnach den Verkehr nahe des Amtssitzes des Regierungschefs ab. Soldaten sollen die Polizei in dem Gebäude aufgefordert haben, ihre Waffen niederzulegen. Außerdem seien an strategisch wichtigen Punkten der Stadt Soldaten aufmarschiert. Neben dem Militär ist den Angaben zufolge auch die Polizei des Landes an dem Aufstand beteiligt.

In einer im Fernsehen übertragenen Ansprache forderte Thaksin die Militärs seinerseits auf, nichts Illegales zu unternehmen, und kündigte die Entlassung des Armeechefs Sonthi Boonyaratkalin an. Er habe General Ruengroj Mahakalanon beauftragt, die Lage wieder unter Kontrolle zu bringen. Ein Regierungssprecher sagte kurz darauf, der Putsch sei zum Scheitern verurteilt, und betonte, man habe bald wieder alles unter Kontrolle. Der US- Nachrichtensender CNN berichtet, der Ministerpräsident wolle noch heute seine Rede vor der Uno halten – einen Tag früher als geplant – und dann sofort nach Hause reisen.

Thaksin wird von seinen politischen Gegnern Machtmissbrauch und Korruption vorgeworfen. Vor allem kritisieren sie den steuerfreien Verkauf von Anteilen seiner Familie an dem Telekomkonzern Shin Corp, den Thaksin gegründet hatte. Im August hatten Sicherheitskräfte nach Polizeiangaben ein Attentat auf Thaksin verhindert.

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