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Fluggäste bewerten im Internet

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Von Sushi über Fruchtplatten bis zum
belegten Brötchen: Zehntausende Flugmahlzeiten bereitet der
Airlinecaterer LSG Sky Chefs am Frankfurter Flughafen täglich zu und
bezeichnet das als «eine logistische Meisterleistung, bei der vor
allem auf die hohen Qualitäts- und Geschmacksansprüche der Kunden
geachtet wird. Ob dieses Eigenlob berechtigt ist, wissen allein die
Fluggäste, denn: Aktuelle wissenschaftliche Studien zur Qualität von
Bordmenüs gibt es nicht, sagen Ernährungswissenschaftler.



Insgesamt 75 Airlines beliefert die Abteilung „Flightservice
International“ der LSG Sky Chefs, einer Lufthansa-Tochter, am
Rhein-Main-Flughafen. „Jede Fluggesellschaft bestellt bei uns ihr
eigenes Servicepaket“, erklärt Produktionsleiter Olaf Mauthe. „Für
jede Airline wird eine eigene Mahlzeit zubereitet, es gibt eigenes
Geschirr und sogar eigene Trolleys, in denen Getränke und Essen
transportiert werden.“ Zudem unterscheiden sich bei jeder
Fluggesellschaft nochmals die Mahlzeiten für die Economy, Business
und First Class. „Wir bieten die ganze Palette vom Sandwich bis zum
Gourmetmenü“, so Mauthe. 120 Flüge werden nach Firmenangaben pro Tag
versorgt.

In der Warenannahme wird an diesem Tag gerade der Zuckergehalt von
Früchten gemessen: „Die richtige Reife des Obstes ist unseren
asiatischen Kunden sehr wichtig“, erklärt Mauthe. Auch andere
Vorgaben sind präzise: „Gouda in Scheiben geschnitten, 7 mal 9
Zentimeter. Scheibe 10 Gramm“ lautet die schriftliche Anweisung, die
über einer Arbeitsplatte im Bereich „Vorfertigung“ hängt. Unterdessen
haben die in Japan ausgebildeten Spezialitätenköche im Bereich „Warme
Küche“ bereits das Sushi für die First Class zubereitet.

„Die Wünsche und Ideen der Fluggesellschaften werden zunächst in
unserer Produktentwicklung umgesetzt“, erläutert der
Produktionsleiter. Oberste Priorität habe dabei die Einhaltung der
Hygienestandards. „Manche Gerichte sind wegen ihrer Verderblichkeit
für die Flugzeugnahrung schwer umsetzbar“, sagt Mauthe. Aber durch
Tricks, wie zum Beispiel das Räuchern des rohen Fisches, könne dem
Kunden auch Sushi an Bord serviert werden.

„Neben der Hygiene ist für uns eine gute Logistik
lebensnotwendig“, betont Mauthe. Der gesamte Betrieb funktioniere
durch ein ausgeklügeltes System von Checklisten und Staukarten: „Es
darf auf keinen Fall passieren, dass bei Air China das Essen auf
einem Teller mit Lufthansa-Logo präsentiert wird“. Wenn ein Flieger
mal nicht ausgebucht ist, müsse daher immer auch das leere Geschirr
mit um die Welt touren, damit beim Rückflug in einem vollen Flieger
nicht plötzlich die Teller fehlen. Selbst die Pfeffer- und
Salzstreuer der Airlines haben ein unterschiedliches Design: „Bis zu
30 000 zusammenpassende Einzelteile liefern wir in ein einziges
Flugzeug“, erklärt Mauthe.

Trotz aller Planungen kann eine kurzfristige Änderung der
Passagierzahl oder der Essenswünsche schon mal Hektik in den
routinierten Produktionsalltag bringen. „Für den Fall der Fälle haben
wir immer ein paar Reservegerichte im Voraus zubereitet“, sagt
Mauthe.

Doch trotz aller Bemühungen: Nicht jedem schmeckt das Bordessen,
was sich beispielsweise in den Bewertungen des Internetforums
Bordverpflegung.de zeigt. Auf der Internetseite können Passagiere
das Essen mit einem Foto illustrieren und bewerten. „Nicht gerade die
schmackhafteste Mahlzeit. Nudeln mit drei verschiedenen Soßen, zwei
davon waren undefinierbar“, ist in dem Forum etwa unter einem Foto
einer Lufthansa-Mahlzeit zu lesen. Oft beklagten sich Fluggäste
darüber, dass auf innerdeutschen und innereuropäischen Strecken nur
noch ein Getränk und gar kein Essen serviert werde, weiß
Homepage-Betreiber Karsten Windfelder zu berichten. Immerhin: Ein
lobendes „sehr gut“ ist öfters zu lesen, allerdings bei Gerichten in
der Business- oder First Class.

Wirklich objektive Beurteilungen zur Qualität der Bordmenüs gibt
es bislang nicht. Dem Bundesforschungsinstitut für Ernährung und
Lebensmittel (Max Rubner-Institut) ist auf Anfrage hierzu ebenso
wenig bekannt wie dem Institut für Ernährungswissenschaften an der
Universität Gießen. „Aus eigener Erfahrung als Vielflieger würde ich
sagen, das Essen an Bord orientiert sich vor allem an sättigenden
Elementen“, drückt Michael Krawinkel es diplomatisch aus. Der
Professor für Ernährungswissenschaften findet aber, dass die
Bordverpflegung in den letzten Jahren tendenziell besser und
vielfältiger geworden sei: „Aber die vegetarischen Gerichte sind nach
wie vor einfallslos“, sagt er.

www.bordverpflegung.de

Von ddp-Korrespondentin Lisa Caspari