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Flugbeleiter bestreiken Frankfurt, Berlin und München

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Die Flugbegleiter der Lufthansa ziehen am zweiten Streiktag die Daumenschrauben deutlich an. Heute, am Dienstag den 04. September wird in zwei Wellen den Forderungen des Kabinenpersonals mittels Arbeitsniederlegung Nachdruck verliehen. Der Flughafen Berlin Tegel wird von 5 Uhr bis 13 Uhr bestreikt. In Frankfurt sollen die Flugbegleiter von 6 Uhr bis 14 Uhr die Arbeit nicht aufnehmen und in München wird von 13 Uhr bis 24 Uhr gestreikt.

Die Maßnahmen werden für massive Behinderungen im gesamten Streckennetz der Lufthansa sorgen.

Die Flugbeleiter der Lufthansa bemühen sich derweil um Schadensbegrenzung und bitten die Kundschaft ihres Arbeitgebers um Verständnis.
Auf die Internetseite der gewerkschaftlichen Vertretung hört sich das wie folgt an:

Der heutige Streik der Flugbegleitergewerkschaft UFO auf vielen Lufthansa-Flügen trifft Sie hart.

Wir wären nicht mit Leib und Seele Flugbegleiter, wenn uns dies nicht außerordentlich leidtun würde.

Wir selbst haben ausreichend Branchenkenntnis, um uns vorstellen zu können, durch welchen Stress Sie als geschätzter Passagier jetzt gehen müssen: Stundenlanges Warten, wenige zuverlässige Informationen seitens Lufthansa, wenige direkte Ansprechpartner vor Ort, komplizierte Umbuchungen und/oder ungewollte Hotelübernachtungen.

Wir möchten Sie einerseits bitten, ihre nachvollziehbare Frustration über diesen Streik nicht gegen unsere heute diensthabenden Kollegen vom Boden zu richten, und andererseits möchten wir versuchen, Ihnen in kurzen Worten zu erklären, worum es in diesem Streik aus unserer – der Flugbegleiter-perspektive – wirklich geht:

Die Führung der Lufthansa will nach Fehlinvestitionen im dreistelligen Millionenbereich mit einem enormen Sparpaket zum großen Schlag gegen das Lufthansa-Personal ausholen, zuerst trifft es derzeit das Kabinenpersonal, weil dort die ersten Tarifverhandlungen anstehen.
Wir haben 13 Monate lang mit den Vertretern des Managements verhandelt, denn wir erkennen an, dass LH als eines der führenden DAX 30-Unternehmen Deutschlands stets über Reformen nachdenken muss – aber eben nicht am Tarifpartner vorbei. Lufthansa verlangt von uns enorme Lohneinbußen und will gleichzeitig unsere Vergütungsstrukturen zerschlagen. Diese Vergütungsstrukturen ermöglichen es uns aber erst, den Beruf des Flugbegleiters auch über Jahre ausüben zu können.

Das “Angebot” der Lufthansa sieht aber genau das nicht mehr vor. Als Folge des sogenannten Angebots würde der Beruf des Flugbegleiters zum Billig-Job verkommen, da sich niemand von uns mehr ein langjähriges Verbleiben in der Kabine leisten könnte.
Szenarien mit Leiharbeitern und das Outsourcen ganzer Bereiche stehen ganz oben auf der Agenda des LH-Topmanagements.

Wird die Ihnen bekannte – und in den letzten Jahren ohnehin schon angegriffene Lufthansa-Qualität nicht massiv unter diesem Outsourcing-Prozess leiden?

Möchten Sie persönlich in Zukunft auf einen 11-Stunden-Nachtflug gehen, und dabei das Gefühl haben, dass die neuen “Flugbegleiter-Jobber”, die Ihnen zum Abendessen noch Ihren Drink serviert haben, bei einer Notlandung nicht die richtigen Notausgänge öffnen, weil sie unkonzentriert und übermüdet von zu vielen Einsätzen sind?
Braucht es nicht auch der erfahrenen Flugbegleiter, die im Notfall zwischen einem leichten Kreislaufproblem und einem Herzinfarkt zu unterscheiden gelernt haben – und im Notfall auch wirklich eine Reanimation durchführen können?
Braucht es nicht – wie in vielen Dienstleistungsberufen auch – der jahrelangen Erfahrung im Umgang mit Menschen aller Herren Länder, um so etwas wie “das nötige Fingerspitzengefühl” zu entwickeln?
DAMIT WIR ALLE AN BORD die Flugzeit gut und gerne verbringen?
Wer von Ihnen will es wirklich nur “mit fliegenden KellnerInnen” an Bord zu tun haben, denen es an einer guten Ausbildung und Motivation fehlt?



Unser Streik ist nicht ein Streik gegen die Lufthansa.
Sondern für die Lufthansa.
Für eine Lufthansa, wie wir – Sie als Passagier und wir als erfahrene Flugbegleiter – sie kennen und erhalten wollen.



Daher bitten wir heute um Ihr Verständnis.
So weh dieser Streik auch tut. Wir selbst hätten uns einen anderen Weg gewünscht, das Lufthansa-Management in die Verantwortung zu zwingen, dieses Unternehmen wieder auf wirklich soliden Kurs – gemeinsam mit der Belegschaft – zu bringen.

Ihre UFO (Unabhängige Flugbegleiter Organisation)

Quelle: ufo-online.de