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Diesel bald teurer als Benzin?

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Ob sich die Investition in einen Diesel lohnt, entscheidet sich an der Tankstelle. Je größer die Differenz zum Benzinpreis, desto schneller lohnt sich der Selbstzünder. Doch gerade dieser Preisvorteil von Diesel gegenüber Benzin sinkt, berichtet das Branchenmagazin fuhrpark.de. Lag er 2010 noch bei 19 Cent pro Liter, sind es mittlerweile im Schnitt noch knapp 13 Cent. Teilweise näherten sich die Preise an den Tankstellen aktuell bis auf zwei Cent an. Und die Kosten für Diesel werden mindestens noch fünf Jahre weiter steigen, prognostiziert nun eine Studie des Center of Automotive Research an der Universität Duisburg-Essen. Grund genug für Fuhrparkbetreiber genau nachzurechnen, ob der Benziner nicht doch die bessere Kostenbilanz aufweist.

Schuld an der Entwicklung sind laut Institutsleiter Ferdinand Dudenhöffer nicht gierige Mineralölkonzerne, sondern eine verfehlte Politik. Großzügige Steuervorteile haben demnach in den vergangenen zwanzig Jahren in Deutschland für einen wahren Boom bei Diesel-Pkw gesorgt. Der Marktanteil der Selbstzünder ist seit 1991 von rund 11 Prozent auf mittlerweile 46,6 Prozent gestiegen. In Westeuropa stieg die Dieselquote im gleichen Zeitraum von 15 auf 53 Prozent. Da die Produktionskapazitäten in den Raffinerien begrenzt sind, wurde Diesel in der Folge immer knapper und damit teurer.

Als Faktor für den künstlichen Diesel-Boom hat Dudenhöffer vor allem die niedrigere Energiesteuer für Diesel ausgemacht; inklusive Mehrwertsteuer liegt der Vorteil gegenüber Benzin aktuell bei 0,21 Cent pro Liter. Zudem wird der Diesel bei den Abgasgrenzwerten bevorzugt; im Vergleich zum Benziner muss er insbesondere beim Stickoxidausstoß deutlich laschere Umweltvorgaben erfüllen.


Der künstliche Preisvorteil hat den Diesel-Absatz in den vergangenen Jahren kräftig befeuert. Wurde im Jahr 2000 noch deutlich mehr Ottokraftstoff als Diesel verkauft, hat sich das Verhältnis längst gedreht. 2010 lag der Verbrauch in Deutschland bei 26,1 Milliarden Litern Benzin und 35 Milliarden Litern Diesel. Bis 2015 wird die Schere weiter auseinandergehen. Die Studie rechnet dann mit 21,5 Milliarden Litern Benzin und 38,5 Milliarden Litern Diesel.


Dass die Mineralölgesellschaften die steigende Nachfrage durch Kapazitätserhöhungen auffangen können, bezweifelt Dudenhöffer. Die Investition in neue Diesel-Raffinerien müsse sehr langfristig angelegt sein und lohne sich nicht, da das Ende des Dieselbooms in spätestens 20 oder 30 Jahren absehbar sei. Grund dafür ist die wachsende Leistungsfähigkeit von Benzinmotoren. Dank neuer Techniken wie Direkteinspritzung, Aufladung, Elektrifizierung und künftig gar Selbstzündung würden sie den Diesel in der Effizienz überholen – bei weit geringerem Schadstoffausstoß.
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Quelle: www.fuhrpark.de