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Deutsche Reiseindustrie schreibt Japan als Reiseziel langfristig ab

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Als Ziel von Urlaubs- und Geschäftsreisen wird Japan unter der Reaktorkatastrophe von Fukushima langfristig zu leiden haben. Nach Einschätzung von Entscheidern der deutschen Reiseindustrie werden die Bundesbürger Japan aus Angst vor Radioaktivität in Zukunft weitestgehend meiden. Auch andere klassische Reisedestinationen im asiatischen Raum, die bislang bei den Deutschen hoch im Kurs standen, werden sich von den Auswirkungen der Atomkatastrophe im Nachbarland Japan und den Ängsten vor Radioaktivität nicht lösen und nach Einschätzung der Manager ebenfalls unweigerlich in Mitleidenschaft gezogen. Dagegen lassen die innenpolitischen Diskussionen um die Energiepolitik und den Ausstieg aus der Kernkraft den Bundesbürger bei seinem Reiseverhalten eher kalt. Ein eher schlechtes Zeugnis stellen die Manager im Ausland aktiven deutschen Unternehmen aus. Diese seien im Hinblick auf die Sorgfaltspflicht für ihre Mitarbeiter nicht auf einen solchen Krisenfall wie in Japan vorbereitet.

Bei einer am Sonntag veröffentlichten Erhebung unter Entscheidern der deutschen Reiseindustrie waren sich 93 Prozent aller Befragten bei der im Auftrag des Travel Industry Club und dem GeschäftsreiseVerband VDR von dem auf die Touristik spezialisierten Marktforschungs- und Beratungsunternehmen Trendscope erhobenen Umfrage darin einig, dass die Bundesbürger Japan langfristig als Reiseziel meiden werden. 62 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass der Reaktorunfall zwangsläufig auch zu einem Rückgang der Reisen in andere Länder Asiens führen wird.

Nach Einschätzung der im April befragten Entscheider werden insbesondere Südkorea (76 Prozent), China (72 Prozent) und Taiwan (53 Prozent), aber auch Thailand (41 Prozent), Vietnam (33 Prozent) und Kambodscha (21 Prozent) durch die Ereignisse in Japan in der Gunst bei den Reisenden einbüßen. Gespalten ist die Meinung der Manager im Hinblick darauf, ob Ereignisse wie der Tsunami und die Reaktorkatastrophe das Reiseverhalten der Bundesbürger grundsätzlich beeinflussen. 50 Prozent sehen durchaus einen Einfluss, die anderen 50 Prozent sehen dagegen keinen Einfluss. Eindeutig ist hingegen die Einschätzung der Manager zur Auswirkung von innenpolitischen Diskussionen auf das Reiseverhalten. 84 Prozent der Manager gehen davon aus, dass parteipolitische Auseinandersetzungen, Landtagswahlen oder Diskussionen um die Energiepolitik keinen Einfluss auf das Reiseverhalten der Deutschen haben.



Optimierungsbedarf sehen die Manager beim Schutz der Mitarbeiter von im Ausland aktiven Unternehmen. 57 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass deutsche Unternehmen beim Schutz ihrer Mitarbeiter in Krisen wie in Japan oder einem Bürgerkrieg wie in Libyen generell nicht gut gerüstet sind. 66 Prozent der Befragten vertreten die Meinung, dass deutsche Unternehmen beim Tsunami und der Reaktorkatastrophe in Japan im Hinblick auf ihre Sorgfaltspflicht nicht vorbereitet waren. Jetzt scheint allerdings die Vorsicht zu dominieren: 62 Prozent der 237 befragten Entscheider gehen davon aus, dass die Unternehmen ihren Mitarbeitern Reisen nach Japan untersagen werden.

www.travelindustryclub.de