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Der Mobilitätsmanager über die Top Lounges

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Am produktivsten lässt sich die Zeit bis zum Take Off wohl in einer Flughafenlounge nutzen. Für Meilenmillionäre, Business- und First-Reisende eine Selbstverständlichkeit. Doch gewusst wie kommen auch Eco- und Low Cost-Passagiere rein.

Vor dem Komfort kommen die Kosten

Meist geben die Reiserichtlinien deshalb die Devise „Eco vor Business“ vor. Während die meisten Reisenden die Annehmlichkeiten an Bord insbesondere auf Kurz- und Mittelstreckenflügen leicht entbehren können, macht sich der Klassenunterschied am Boden deutlicher bemerkbar. Keine Berechtigung zu haben, in einer Lounge zu warten, bedeutet für Geschäftreisende oft Zeitverlust. Ein ruhiger Arbeitsplatzes oder ein Ort zum Entspannen steigert nicht nur die Produktivität auf Reisen, sondern auch die Motivation. Das Interesse am Thema Flughafenlounges ist groß auf Seiten der Reisenden: In Internet-Foren diskutieren Vielflieger leidenschaftlich über die verschiedenen Angebote. Im Video-Portal Youtube.com sind minutenlange Aufzeichnungen von Loungebesuchen zu finden. Die Ergebnisse aus dem aktuellen Frequent Flyer Survey der IATA untermauern dies: Für die meisten der befragten Vielflieger sind Priority Check-in und Loungebesuch die beiden wichtigsten Privilegien in einem Frequent Flyer Programm.

Mehr als bequeme Sitze

Flughafenlounges sind mittlerweile weit mehr als verräucherte Wartesäle mit weichen Polstern. In den oft rauchfreien Abfluglounges gehören neben kostenlosen Snacks und Getränken, Fernseher, Zeitungen und Zeitschriften auch Arbeitsplätze mit PC, Telefon und Fax und W-Lan zur Standardaustattung. Einige Lounges bieten auch Besprechungsräume.
In Ankunftslounges wie etwa der Swiss Arrival Lounge am Zürcher Flughafen finden Geschäftsreisende neben Plätzen zum Arbeiten auch Bäder mit Dusche sowie Ruheräume und eine Cafeteria vor. In der Ankunftslounge von Air France am Pariser Flughafen Charles de Gaulle kann sich der Geschäftsreisende sogar seinen Anzug aufbügeln lassen.
Das Nonplusultra aber bieten die First Class Lounges: persönliche Betreuung beim Check-in und den Sicherheitskontrollen, Limousinen-Transfer zum Flugzeug und Restaurant mit Bedienung. Vor Nachtflügen können First-Class-Passagiere von British Airways in der Lounge zu Abend essen, um anschließend an Bord ungestört schlafen zu können. „Die Zeit unserer Kunden ist kostbar“, sagte der stellvertretende Fraport-Vorstandsvorsitzende Stefan Schulte bei der Eröffnung der renovierten VIP-Lounge im September. „Entspanntes Reisen mit Mehrwert heißt die Devise.“ Die Kundenstruktur der VIP-Lounge bestehe zur Hälfte aus Politikern, Staats- und Regierungsoberhäuptern und Diplomaten. Die andere Hälfte setze sich aus Wirtschaftsbossen, Business-Reisenden, Prominenten und Privatreisenden zusammen.
Zu den Loungebetreibern gehören Flughäfen, Airlines und spezialisierte Dienstleister. Unter den Fluggesellschaften mit Loungebetrieb befinden sich allerdings keine Billigflieger. No frills heißt auch no lounge. Dennoch bietet Easyjet den Service von Lounge-Dienstleister Servisair mit auf der Website an. Der Loungebesuch ist online buchbar.

Viele Wege in die Lounge

Bei Airline Lounges haben in der Regel die eigenen Reisenden und Teilnehmer der Vielfliegerprogramme freien Zugang. Reiseklasse oder Status entscheidet. Auch Passagiere von Allianzpartnern sind willkommen. So ist etwa die Swiss Arrival Lounge in Zürich kostenlos für HON Circle-Mitglieder, Senatoren, Frequent Traveller, First und Business Class-Passagiere von Swiss und Lufthansa. Economy-Passagiere und Kunden mit Star Alliance Gold-Status von anderen Star Alliance Fluggesellschaften zahlen umgerechnet 17 Euro.
Auch einige andere Lounges öffnen ihre Pforten gegen Bares: Der Aufenthalt in der Bellevue Lounge in Zürich kostet zirka 20 Euro. Für die VIP-Lounge im Wiener Flughafen werden 379 Euro für einen einstündigen Aufenthalt berechnet. Trägerdienste, Gastronomie und Büroservices werden addiert. Der Jahresbeitrag im Priority Club beträgt 1.650 Euro.
Einige vorwiegend nordamerikanische Airlines bieten außerdem Clubmitgliedschaften und Tagespässe an. Besitzer der Maple Leaf Lounge Card von Air Canada können etwa die gleichnamigen Lounges in Kanada, Los Angeles, London und Paris nutzen; bei einem Flug mit Air Canada oder United Airlines auch die 30 Red Carpet Club Lounges von United in Nordamerika sowie die Lufthansa Business Lounges in Frankfurt und München bei einem Flug mit Air Canada oder einem anderen Star Alliance Carrier.

Online-Reservierung


Unabhängig von Mitgliedschaft, Fluglinie oder Flugklasse bieten auch spezielle Dienstleister Lounge-Zugang an. Über die Website des britischen Flughafenbetreibers BAA Advance oder per Telefon lässt sich der Lounge-Besuch auf Flughäfen in Großbritannien reservieren. Der Geschäftsreisende zahlt hier für den Eintritt in die Servisair Executive Lounge in London-Heathrow (Terminal 1) zirka 23 Euro. Auf der Website von Lounge-Anbieter Servisair und bei Loungepass.com werden dafür 23,50 Euro angezeigt.
Seit dem 5. Oktober können Reisende auch auf der Website der Pariser Flughäfen einen Lounge-Aufenthalt buchen. Zur Verfügung steht aktuell allerdings nur der Salon Icare in Orly. Der Service soll jedoch auf andere Lounges der Pariser Flughäfen ausgeweitet werden. Die Lounge war im Februar eröffnet worden und stand bislang Reisenden der Business- und First-Klassen zur Verfügung. Die Online-Buchung kostet 30 Euro pro Person.

Größtes Loungeprogramm

Priority Pass bietet seinen Kunden mit einer Mitgliedskarte Zugang zu 500 Lounges in 90 Ländern. Das Unternehmen betreibt keine eigenen Lounges, sondern kooperiert dabei mit bestehenden Lounges. Eigenen Angaben zufolge nutzen 1,5 Mio Kunden die Karte. Den Priority Pass gibt es in drei Preiskategorien. (siehe Kasten)
Zu etwas günstigeren Konditionen bekommen Kunden von Airplus und Corporate World den Priority Pass. Gegenüber dem regulären Preis sparen sie 20 bis 30 Prozent. Inhaber der American Express Platinum Card bekommen die Prestige-Mitgliedschaft von Priority Pass kostenlos obendrauf. Ebenso die Privatkunden einiger Sparkassen, Sparda-Banken, der Netbank, Deutschen Bank und DAB Bank, die die Mastercard-Platinum ausgeben.
Ohne das Programm von Priority Pass bietet auch Kreditkartenanbieter Diners Club kostenlosen Lounge-Zutritt an 68 Flughäfen. Seit Juli sind die DC-Lounges in Deutschland allerdings geschlossen. Inhaber der Miles & More Credit Card mit Businesspaket können die Airplus-Partnerlounges nutzen. Je nach Status zahlen M&M-Kunden dafür 15 oder 20 Euro.

Aus Wartesälen werden Design-Tempel

„International ist ein Wettbewerb ausgebrochen“, sagte Robert Volstuben, Manager Inflight Development bei Swiss während einer Präsentation. Die Lounges lassen sich die Betreiber einiges kosten. Virgin Atlantic investierte insgesamt gut 14 Mio. Euro in das Clubhouse in London-Heathrow. Dafür schuf das eigene Design-Team zusammen mit den renommierten Londoner Architekten von Softroom eine „fließende Landschaft“ auf zwei Ebenen. Virgin kassierte dafür Designpreise, wurde zum zweiten Mal in Folge von Skytrax für die beste Airline Lounge ausgezeichnet. Air France leistet sich ebenfalls exklusives Ambiente. Für das neue Lounge-Konzept wurde mit Noé Duchaufour-Lawrance der Shootingstar der französischen Kreativszene eingespannt. Das erste Resultat seines Schaffens wurde im Juli in Tokio-Narita eröffnet. Die Lounge in Johannesburg soll folgen. Auch die indische Fluggesellschaft Jet Airways verpflichtete für seine Lounge in Brüssel ein prominentes Architektur- und Designbüro. Die Liste setzt Swiss demnächst in Zürich fort, wo der Loungebereich um 900 m2 auf 3.000 m2 erweitert wird. Im Dezember, März und Juni sollen die gelifteten First-, Senator- und Business-Lounges eröffnet werden. Und last but not least will British Airways im März 2008 zur Eröffnung des neuen Terminal 5 in London-Heathrow mit der „größten Lounge-Anlage der Welt“ aufwarten. Kostenpunkt: 78 Mio. Euro.

Quelle: Der Mobilitätsmanager