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"Capital"-Interview mit Emirates-Vorstand Thierry Antinori

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Thierry Antinori, Vertriebsvorstand der Fluggesellschaft Emirates, steht bei seinem Arbeitgeber hoch im Kurs. Von Spekulationen, er sei ein heißer Kandidat für die Nachfolge von Emirates-Chef Tim Clark, will der ehemalige Lufthansa-Manager aber nichts wissen. „Hier hat bestimmt niemand auf mich gewartet“, sagte Antinori im Interview mit dem Wirtschaftsmagazin ‚Capital‘ (Ausgabe 11/2013, EVT 24. Oktober). „Die Lufthansa hat bei Emirates zwar ein hohes Ansehen, aber ich bin nicht als Supermann eingeflogen.“



Der Start bei Emirates vor zwei Jahren war für Antinori nicht leicht. „Am Anfang habe ich mich ein bisschen verloren gefühlt“, gab der 52-Jährige zu. „Alles war neu, es gab keinen Vorgänger auf meinem Posten und kein strukturiertes Einarbeitungsprogramm.“ Inzwischen habe er sich aber durchgesetzt. „Ich habe bewiesen, dass ich etwas Neues beginnen kann und fühle mich heute viel stärker als früher.“ Einen Plan für die nächsten Karriereschritte in zwei oder drei Jahren mache er aber nicht mehr.


Im Vergleich mit der Lufthansa schätzt Antinori bei Emirates vor allem die unbürokratische Arbeitsweise. „Es gibt hier nicht so einen starren Organisationsrahmen mit lauter Gremien und Sitzungen – wir haben nur zwei Besprechungen pro Woche im obersten Führungskreis“, stellte der Vorstand fest. „Da gibt es keine feste Agenda, Präsentationsfolien oder Protokolle. Das war für mich schon mal total anders. Wir treffen da wichtige Entscheidungen etwa über Flugzeugbestellungen. Aber wir sprechen auch über Dinge, die woanders keine Vorstandsangelegenheiten wären.“



Antinoris Enttäuschung über die Lufthansa ist auch zwei Jahre nach seinem Ausstieg immer noch greifbar. „Ich wollte nicht mehr akzeptieren, wie sich einige Menschen mir gegenüber benommen haben“, erinnerte sich der Manager im ‚Capital‘-Interview. Ein besonderer Nackenschlag sei für ihn die Nichtberücksichtigung bei der Nachfolge als Chef der Schweizer Fluglinie Swiss zum Jahresbeginn 2011 gewesen. „Dafür wäre ich als Franzose mit italienischen Wurzeln prädestiniert gewesen. Zudem hatte ich in den acht Jahren als Bereichsvorstand eine super Bilanz und mich entsprechend positioniert“, argumentierte Antinori. „Die Art und Weise, wie ich schließlich erfahren habe, dass ich aus dem Rennen bin, war nicht besonders schön – die Entscheidung fand ich nicht fair.“ Zudem habe es hintenherum ein paar unflätige Kommentare gegeben. „Da hat der Bruch mit Lufthansa bereits begonnen.“

Quelle: Wirtschaftsmagazin „Capital“