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VDR: Preiserhöhung der Lufthansa verstößt gegen Geschäftsethik

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Der Verband Deutsches Reisemanagement e. V. (VDR) hält die zum 1. Februar 2009 wirksame Erhöhung der Lufthansa-Preise bei Buchung über Reisebüros für nicht gerechtfertigt, für schädlich und für einen Verstoß gegen die Geschäftsethik.

Am 1. Februar 2009 steigen in den Reisebüros effektiv die Preise für Lufthansa-Flüge: entweder um 15 Euro pro Strecke oder (bei Buchung der so genannten Vorzugspreise) um 4,90 Euro pro Flugsegment. „Damit kommen auf die deutschen Unternehmen für 2009 Geschäftsreise-Mehrkosten in dreistelliger Millionenhöhe zu“, sagt VDR-Präsident Michael Kirnberger. „Allein die 550 Mitglieder des VDR, der Unternehmen aller Größen repräsentiert, rechnen mit Mehrkosten von rund 50 Millionen Euro.

Unternehmen müssen laut VDR außer mit der Preiserhöhung der Lufthansa zudem mit erheblichen zusätzlichen Prozesskosten rechnen. Erstens müssen die Vorzugspreis-Aufschläge (4,90 Euro/Segment, plus Mehrwertsteuer und ggf. Kreditkartenentgelte) auf den Tickets und in den Abrechnungen gesondert ausgewiesen und in den Unternehmen separat verrechnet werden. Das zieht zwei zusätzliche, unnötige Buchungsvorgänge nach sich. Zweitens muss für jede Flugbestellung ermittelt werden, was die günstigere Variante ist: die Buchung der um 15 Euro erhöhten Normalpreise oder die Buchung von Vorzugspreisen. Drittens haben alle großen Reisebüroketten viel Energie und Aufwand investiert, um die internen Systeme zu prüfen und an die neuen Prozesse anzupassen.

Der VDR erwartet, dass die großen, auf Geschäftsreisen spezialisierten Reisebüroketten diese Mehrkosten (höhere Ticketpreise plus Prozesskosten) an ihre Kunden weiterreichen. Denn alle Ketten haben per Vertrag diesem Preismodell der Lufthansa zugestimmt. „Damit allerdings vertreten die Reisebüros nicht die Interessen ihrer Unternehmenskunden, die sie für ihren Service bezahlen“, so Michael Kirnberger. „Es wäre daher zu begrüßen, dass sich die Reisebüros angesichts der vielfältigen Probleme und Kostensteigerungen entschließen, diese Zusatzverträge mit der Lufthansa wieder zu kündigen.“

Die Lufthansa verfolgt mit dieser Preispolitik nach Ansicht des VDR zwei Ziele. Erstens schlägt sie auf diese Weise die Kosten, die für den Vertrieb über Computer-Reservierungssysteme entstehen und die bisher Teil der Flugtarifkalkulation waren, separat auf ihre Preise auf – und zwar, ohne einen entsprechenden Mehrwert zu bieten. „Dass die Kunden Teile der Produktionskosten per Zuschlag übernehmen sollen, ist in der deutschen Handelslandschaft ein ungewöhnlicher, fast einmaliger Vorgang“, sagt Michael Kirnberger. „Das ist so, als müssten die Kunden eines Lebensmittel-Supermarkts plötzlich einen Zuschlag für die Spedition bezahlen, die das Brot in den Laden bringt.“

Zweitens versuche die Lufthansa, direkte Buchungswege am Reisebüro und den Computer-Reservierungssystemen vorbei attraktiv zu machen, zum Beispiel Direktanschlüsse zu den Firmenkunden, so der VDR. Damit wird der unabhängige Vergleich von Flugpreisen über alle Fluggesellschaften hinweg einseitig behindert, warnt der VDR – denn wer an einem LH-Direktanschluss hängt, kann die Preise nicht so einfach mit denen anderer Airlines vergleichen.

Der VDR sieht darin außerdem die Gefahr, dass Lufthansa ihren Kunden einseitig einen Vertriebsweg vorschreibt. „Das ist nicht im Sinne der Unternehmen, die großen Wert auf Flexibilität legen“, sagt Kirnberger weiter. „Ein einziger Marktteilnehmer (Produzent) ist dabei, mit einer Aktion, die nur ihm selbst zum Vorteil gereicht, weltweit die Vertriebskette ins Ungleichgewicht zu bringen. Sollte die Lufthansa damit Erfolg haben, werden andere Fluggesellschaften folgen, mit dem Effekt, dass auf breiter Front die Flugpreise steigen.“

Die ausgefeilten Kundenbindungsinstrumente der Lufthansa spielen in diese Diskussion nicht unwesentlich hinein, so der VDR weiter. Das „Miles-&-More“-Programm sei nur eines davon. Die Vorteile, die Reisenden aus diesen Programmen erwachsen, machen es Travel Managern mitunter schwer, im Unternehmen Alternativen zu Lufthansa-Flügen durchzusetzen. Dabei ist es das Ziel der Travel Manager, auf die günstigsten Flüge zu steuern. Was im extrem dichten Streckennetz zum Beispiel innerhalb Europas oder über dem Nordatlantik in der Regel auch kein Problem wäre, so der VDR.



„Die Controller in den Unternehmen wären gut beraten, sich 2009 die Rechnungen ihrer Reisebüro-Dienstleister genau anzusehen und zu prüfen, welche Möglichkeiten der Kostensenkung bestehen“, rät Kirnberger. Unnötig hohe Reisekosten und drastisch erhöhte Kosten für die Beschaffung von Reiseleistungen kann sich gerade in der derzeitigen gesamtwirtschaftlichen Situation kein Unternehmen leisten.

„Insgesamt ist die Entscheidung der Lufthansa, Vertriebskosten zusätzlich auf ihre Preise aufzuschlagen, ein Affront hauptsächlich gegen ihren Vertriebsweg Reisebüro“, fasst Michael Kirnberger zusammen, „aber auch gegen alle Kunden, allen voran die Firmenkunden. Die Lufthansa hat damit den Weg der Geschäftsethik verlassen.“