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Tempolimit für Kleintransporter noch nicht vom Tisch

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Für Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) ist ein Tempolimit von 130 km/h für Kleintransporter auf Autobahnen noch nicht vom Tisch. Auf Nachfrage sagte er in Berlin, dass er für entsprechende Überlegungen offen sei. Für seine Parteifreunde Uwe Beckmeyer und Heidi Wright, Mitglieder im Verkehrsausschuss des Deutschen Bundestages, besteht sogar „dringender Handlungsbedarf“. Die Abgeordneten beziehen sich auf eine aktuelle Untersuchung der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt), nach der sich die Anzahl der Unfälle mit Beteiligung von Kleintransportern von 2,8 bis 3,5 Tonnen Gesamtgewicht zwischen 1996 und 2006 mehr als verdreifacht hat. Auf Autobahnen stieg laut BASt die Zahl der entsprechenden Unfälle in der gleichen Zeit um 4,4 Prozent.

Überhöhte Geschwindigkeit ist dort mit 35 Prozent Anteil die häufigste Unfallursache bei den schnellen Transportern; ansonsten gilt bei ihnen fehlender Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug als häufigste Unfallursache. Auf Innerortstraßen wuchs die Unfallbeteiligung der Kleinlaster seit 2001 um 30 Prozent deutlich stärker als auf Autobahnen (11 Prozent) und auf Landstraßen (7 Prozent). Über ein Viertel der Unfälle ereigneten sich 2006 auf Landstraßen, 14 Prozent auf Autobahnen. Landstraßenunfälle haben dabei laut BASt besonders schwere Folgen. Fahrer von Kleintransportern sind in zwei von drei Unfällen, an denen sie beteiligt sind, die Hauptverursacher; unter den 18 bis 24-jährigen Fahrern liegt der Anteil sogar bei rund 74 Prozent. Die zahlenmäßig weit größere Gruppe der Pkw-Fahrer ist dagegen „nur“ zu 55 Prozent bei Unfällen schuld. Für den Auto- und Reiseclub Deutschland (ARCD) zeigen diese Daten, dass ein Tempolimit allein nicht ausreicht.

Das Hauptproblem seien unerfahrene und leichtsinnige Lenker unter enormem Zeitdruck, die fahren, was das Zeug hält. Die Transporter verfügten meist über leistungsstarke Motoren, die problemlos Spitzengeschwindigkeiten von 160 km/h und mehr ermöglichen. Nach Erkenntnissen des GDV, des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft, liegen die Hauptursachen bei übermüdeten Fahrern, ungenügender Ladungssicherheit, Fehlern beim Rückwärtsfahren und der Schleudergefahr, weil elektronische Assistenzsysteme wie ESP meist noch fehlen. Für den ARCD ist denn auch zumindest eine Ausstattung mit ESP, Tachograph, elektronischen Abstandswarnern, funktionierenden Ladungssicherungeinrichtungen, automatischer Reifendruck-Kontrolle sowie Seitenund Rückspiegel-Systemen ohne toten Winkel unabdingbar, um die aktive und passive Sicherheit der Fahrzeuge zu verbessern.

Im gewerblichen Bereich erwartet der Club von den Unternehmen regelmäßige Verkehrssicherheits- und Trainingsangebote für ihr Fahrpersonal, wie sie der Bundesverband Internationaler Express- und Kurierdienste (BIEK) seinen Mitgliedern empfiehlt. Vorgesetzte, die ihre Fahrer nachweislich durch zeitlich zu enge Aufträge zum Rasen verleiten, sollten nach schwerwiegenden Unfällen wegen Anstiftung zu einer Straftat gerichtlich belangt werden. Ein Problem seien auch Gelegenheitsfahrer in gemieteten Fahrzeugen, denen wegen Unerfahrenheit der Umstieg vom Pkw in für sie ungewohnte Kleinlaster schwer fällt. Bei dieser Fahrergruppe sollte man durchaus über eine höhere Altersgrenze nachdenken, so der Club. ARCD