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Schwierige Zeiten für Austrian Airlines

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Nachdem die Gesellschaft im ersten Quartal Verlust machte (NFh Nr. 05/08, S. 5) hat ein fest eingeplanter Investor, Scheich Al Jaber, seine Offerte zurückgezogen. Zwar wurde die abgelaufene Frist zur Hinterlegung einer Bankgarantie vertragskonform verlängert, AUA-Chef Alfred Ötsch glaubt aber nicht mehr an ein Zustandekommen des Investments (E 150 Mill.). Nach Informationen des in Wien erscheinenden Wirtschaftsblatts gibt der Scheich der Fluggesellschaft die Schuld, von der er sich nicht willkommen fühlt. Die Gespräche hätten seinem „Verständnis von Transparenz und ehrlichen Umgang mit einem Investor widersprochen“. Deshalb habe auch die Verlängerung der Frist für die Bankgarantie keine Relevanz mehr.

Ötsch, der als Initiator des geplatzten Deals gilt und deshalb zunehmend unter Druck gerät, schaltet nun die Anwälte ein: Die AUA wolle zwar noch zuwarten, dann werde juristisch vorgegangen, weil der bereits unterschriebene Vertrag „wasserdicht“ sei. Die E 60 Mill. Quartalsverlust seien ein „konstruierter Rücktrittsgrund“ Al Jabers. Verträge seien einzuhalten, argumentiert Ötsch, deshalb werde „entweder auf Vertragserfüllung oder Schadenersatz geklagt“.

Jetzt meldet sich AUA-Aufsichtsratschef, ÖIAG-Vorstand Peter Michaelis mit einer bemerkenswerten Aussage. Al Jaber habe nach Unterzeichnung der Verträge zur Kapitalerhöhung im Ausmaß von E 150 Mill., wofür er Aktien zum Stückpreis von E 7,10 wollte, den Wunsch geäußert, bis zu weitere E 50 Mill. in die Aktien der AUA zu investieren und stärkere Rechte in den Organen der Gesellschaft gefordert.
Im Interesse der Vertrauensbildung habe die ÖIAG diese Forderungen eingehend wirtschaftlich und rechtlich geprüft. Diese Prüfung habe ergeben, daß eine Umsetzung der geforderten Strukturen schon aus gesellschafts-, übernahme- und privatisierungsrechtlichen Gründen nicht möglich ist, so Michaelis. Und: „Darüber hinaus ist der für das zusätzliche Paket von bis zu 10 % des Grundkapitals gebotene Preis von rund E 4,- pro Aktie wirtschaftlich nicht vertretbar.“

Mit dem Scheich hat die Fluggesellschaft allerdings einen kapitalen Hecht an der Angel. Der 49jährige Al Jaber, der aus einem alten saudischen Adelsgeschlecht stammt, beschäftigt in seiner internationalen Firmengruppe MBI 11 000 Mitarbeiter. Das große Geld macht Al Jaber mit Hotels, Immobilien und Lebensmitteln. Seine JJW Hotels & Ressorts besitzt und verwaltet Freizeitimmobilien in Europa, im Mittleren Osten und in Nordafrika. In Europa ist er neben Frankreich, Großbritannien und Portugal auch in Österreich aktiv.

In Wien nennt der Scheich drei Luxushotels sein eigen: das „Grand Hotel“, das „The Ring“ und das „Schwarzenberg“. Außerdem besitzt er die Hälfte der Wiener Ringstraßengalerien, ist an der Wiener Tourismus-Akademie beteiligt und bietet Stipendien für Tourismus-Management. Wegen seiner Verdienste bekam Al Jaber von der Republik Österreich im November 2007 die österreichische Staatsbürgerschaft verliehen. Jadawell, die Immobilienentwicklungs-Gesellschaft des Scheichs, ist laut Homepage auf große Infrastrukturprojekte und auf noble Wohnanlagen spezialisiert.

Quelle: www.nfh-online.de