Start News FQH machte den Praxistest

FQH machte den Praxistest

68

Die meisten schauen im Notfall einfach weg.

Wie geht noch mal die stabile Seitenlage? Was muss man bei Mund-zu-Mund-Beatmung beachten? Was ist eigentlich eine Herzdruckmassage? Die Beantwortung dieser Fragen ist für ausgebildete Ersthelfer kein Problem. Und diese müssen in jedem Hotel in ausreichender Zahl vorhanden sein, so schreibt es jedenfalls der Gesetzgeber vor. Doch wie sieht es in der Realität aus? Wie fit sind die Hotelmitarbeiter in Erster Hilfe? Dieser Frage ging der Fachverband für Qualität in Hotels, Krankenhäusern und Altenheimen (FQH) nach und machte in verschiedenen Hotels im Rhein-Main-Gebiet den Praxis-Test. Mit niederschmetterndem Ergebnis: In keinem Hotel wurde einem angeblich bewusstlosen Gast sofort geholfen.



Im ersten Hotel hatte sich Ulrich Jander vom FQH in einen Sessel in der Lobby gesetzt und einen Herzinfarkt vorgetäuscht. Mehr als 15 Minuten lang lag Jander mit offenem Mund und starrem Blick nach oben, ohne dass irgend etwas passierte. Ein erschütterndes Ergebnis, denn im Ernstfall entscheidet jede Minute über Leben und Tod. Als die Rezeptionsmitarbeiter mit ihrem Verhalten konfrontiert wurden, stellte sich heraus, dass sie den Gast sehr wohl beobachtet hatten, aber keiner gewusst habe, was zu tun sein. Natürlich habe man mal an einem Erste Hilfe Kurs teilgenommen, aber das sei ja schon so lange her und wer der gesetzlich vorgeschriebene Ersthelfer im Hotel sei, wisse man leider auch nicht.

Zunächst glaubten die Tester noch an einen Einzelfall, doch im Verlauf des Experimentes stellte sich heraus, dass das geschilderte Verhalten eher der Regelfall ist. So flüchtete in einem anderen Hotel das Zimmermädchen voller Panik, als es den „bewusstlosen“ Jander auf dem Fußboden liegen sah. Diese „Flucht-Reaktion“ zog sich wie ein roter Faden durch alle getesteten Hotels. Fast immer schauten die Mitarbeiter einfach weg. Dass sie sich damit wegen unterlassener Hilfeleistung sogar strafbar machen, war kaum Jemandem bekannt.



Die Ausreden waren alle ähnlich: „Aus Sorge etwas falsch zu machen, machen die Leute lieber gar nichts“, stellt Jander resigniert fest. Der Sicherheitsexperte rät Jedem, sich in solch einer Situation selbst einmal zu fragen, was wäre, wenn ich da liegen würde? Im übrigen, so Jander, seien Kenntnisse in Erster Hilfe nicht nur bei der Arbeit nützlich, die meisten Unfälle passierten immer noch zu Hause. Deshalb lautet die dringende Empfehlung des FQH, regelmäßig die Kenntnisse in Erster Hilfe aufzufrischen: „Jedem sollte es wert sein, dafür ein paar Stunden zu opfern und dadurch vielleicht einmal das Leben eines anderen zu retten.“



Mehr Informationen unter: www.bundesfachverband.org sowie www.drk.de