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Das richtige Maß

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Unternehmensberater sind nicht gerade Kleinwagenfahrer. Das spiegelt sich in den Fuhrparks der großen Beratungshäuser wider. Von Mitarbeitern wie Fuhrparkleitern erfordert es daher etwas Sensibilität, die richtige Mitte zwischen Motivationsfaktor und Außenauftritt zu finden.

Wer bei Roland Berger als Berater anfängt, dürfte beim Dienstwagen leuchtende Augen bekommen. Denn das Münchner Beratungsunternehmen macht hier wenig konkrete Vorgaben. Feste Wagentypen für die einzelnen Hierarchieebenen beispielsweise gibt es nicht. Und so ist durchaus vorstellbar, dass sich etwa ein Junior-Berater einen größeren Wagen leistet als ein Senior-Partner.

Möglich mache dies die „gleichsam arbeitgeber- wie arbeitnehmerfreundliche“ Dienstwagenpolitik des Unternehmens, wie Kurt Müller, Fuhrparkmanager des Münchner Beratungsunternehmens, erläutert. Denn Roland Berger stellt den Mitarbeitern der einzelnen Hierarchieebenen – inklusive Innendienst sind dies acht – jeweils einen festen Sockelbetrag (SB) für einen Wagen im Full-Service-Leasing einschließlich Reifenmanagement zur Verfügung. Wer einen Wagen oberhalb seines Budgets bestellen möchte, darf dies tun, muss die Differenz jedoch selbst zahlen – „was viele Mitarbeiter auch wahrnehmen“, wie Müller anmerkt.

Für den Arbeitgeber hat diese Regelung den Vorteil fixer Fuhrparkkosten, den Mitarbeitern gewährt sie größtmögliche Freiheit bei der Fahrzeugwahl – unter Motivationsaspekten ein nicht unwesentlicher Gesichtspunkt. Denn „die Frage nach dem Dienstwagen kommt oft unmittelbar nach der Frage nach dem Gehalt“, weiß Müller.

Einige Einschränkungen gibt es beim Münchner Beratungshaus aber dennoch: Allzu ausgefallene Lackierungen zum Beispiel sind tabu. Auch existieren längst nicht mit allen Autoherstellern Verträge. „Entscheidend sind dabei die Nachfrage unserer Mitarbeiter und die Restwerte nach Ende der Leasing-Nutzung“, sagt Müller. Derzeit können die Berger-Berater wählen zwischen „den großen Drei“ Audi, BMW und Mercedes, dazu Porsche, Volvo und Saab. Wobei der Porsche-Anteil bei rund zehn Prozent liegt.

Genau hier liegt der Grund, warum viele Unternehmensberatungen sehr zurückhaltend sind, wenn es um Informationen zu ihren Fuhrparks geht. Denn gerade in einer Zeit der Neiddebatten will man offenbar „nicht bestehende Vorurteile bestätigen“, wie es die Sprecherin eines großen Beratungshauses ausdrückt. McKinsey in Düsseldorf beispielsweise betrachtet das Thema Fuhrpark als „intern“.

Doch ob Schweigen hier die richtige Strategie ist, scheint fraglich. Denn die Berater sind – so wichtig ihnen der Geschäftswagen auch ist – durchaus für dessen Außenwirkung sensibilisiert. Und handeln entsprechend, wie abermals das Beispiel Roland Berger zeigt. Werden beispielsweise Insolvenzverfahren begleitet, reisen die Berater durchaus schon einmal in einer Fahrgemeinschaft an. Und es soll in Unternehmensberatungen durchaus Porschefahrer geben, die sich für den Besuch bestimmter Kunden eigens einen Mietwagen nehmen, da ihnen dies angemessener erscheint.
Auch den Fuhrparkverantwortlichen bei Bearing Point ist bewusst, dass der Dienstwagen des Beraters eine nicht zu unterschätzende Außenwirkung entfaltet. „Wir machen hier aber keine Vorgaben, sondern appellieren an die Mitarbeiter, dafür entsprechend sensibel zu sein“, sagt Sandra Hoffmann, beim Frankfurter Beratungshaus für das Fuhrparkmanagement zuständig.

Auch BearingPoint macht den Mitarbeitern keine Vorgaben zum Wagentyp. „Diese können ebenso einen Mini wählen wie einen 5er BMW“, sagt Sandra Hoffmann, bei der Unternehmensberatung in Frankfurt für das Flottenmanagement verantwortlich. Auch alle anderen Autohersteller seien über die beiden Leasingpartner möglich. BearingPoint selbst hat mit Audi, BMW und Mercedes sowie Volvo als einzigem nichtdeutschen Hersteller Rahmen-Verträge.

In der Praxis ist die BearingPoint-Flotte aber relativ homogen. Einen Audi TT habe man im Fuhrpark, sagt Hoffmann, doch der Großteil der derzeit 94 Fahrzeuge seien Kombis, zu 99 Prozent deutscher Hersteller. Beliebte Modelle seien A4, A6 und C-Klasse-Mercedes, aber auch SUV wie der Audi Q5 oder der Volvo XC 60 seien gefragt. Die Wagen dürfen, wie bei Unternehmensberatern üblich, auch privat genutzt werden. Dadurch erkläre sich auch der hohe Kombi-Anteil, sagt Sandra Hoffmann.

Bei Bearing Point haben die Manager, Senior Manager und Partner eine Dienstwagenberechtigung. Für sie gilt jeweils ein Vorgabewert auf Basis einer Full-Service-Leasing-Rate inklusive kalkulatorischen Kraftstoffverbrauchs für 30.000 Kilometer im Jahr bei einer Laufzeit von drei Jahren. Der Arbeitgeber übernimmt dabei rund zwei Drittel der Kosten. „Wer möchte, kann durch eine private Einmalzahlung zu Vertragsbeginn ein teureres Auto nehmen“, stellt Sandra Hoffmann klar.

Ein paar Vorgaben gibt es in der Car Policy aber dennoch: So seien zwar S-Line-Ausstattungen mit einer sportlicheren Optik kein Problem, wie Hoffmann erklärt, doch Verbreiterungen, Tieferlegungen oder „der Spoiler auf dem Kofferaumdeckel“ gehen „natürlich nicht“. Auch Signalfarben sind tabu. Laut Car Policy sind ausdrücklich „gedeckte Farben“ zu nehmen.

Im vergangenen Jahr sei allerdings auch die Farbe Weiß ein Thema gewesen, sagt Sandra Hoffmann, da sich für weiße Wagen aufgrund der Restwertproblematik die Raten erhöhten. Hintergrund: In der Modefarbe des vergangenen Jahres haben die Hersteller insgesamt derart viele Wagen ausgeliefert, dass die Leasinganbieter mit Auslaufen der Verträge in drei Jahren bereits einen Überhang an weißen Wagen und damit einen verstärkten Druck auf die Restwerte sehen. Sandra Hoffmann empfiehlt daher den Kollegen, lieber eine andere Farbe zu wählen.

Dass der Wagen eines Beraters immer ins Gesamtbild passen müsse, findet auch Klaus Reiners vom Bundesverband Deutscher Unternehmensberater (BDU). Es gehe darum, einerseits einen „relevanten Eindruck“ zu hinterlassen, wie Reiners es ausdrückt, andererseits aber auch nicht „zu großvolumig daherzukommen“. Wobei der BDU-Sprecher anmerkt, dass es im stark wissensbasierten und auf Persönlichkeiten ausgerichteten Umfeld der Unternehmensberater einen intensiven Wettbewerb um die besten Köpfe gibt. Da spiele neben dem Gehalt auch der Firmenwagen als Motivationsfaktor eine wichtige Rolle.

Ein Spagat, den die Fuhrparkmanager meistern müssen und der sich stark auf die emotionale Ebene erstreckt. Das sieht auch Kurt Müller so. Zum Beispiel hätten ein Audi Q7 und ein Range Rover in etwa den gleichen Preis und den gleichen Schadstoffausstoß. Doch sei der Audi für einen Berater akzeptabel, der bullige Luxus-Rover hingegen eher nicht.

Insgesamt versucht Roland Berger, die „Spritschlucker“, sprich hubraumstarke SUV mit Benzinmotor, möglichst aus der Flotte zu verbannen. „Das passt nicht mehr in die Zeit“, sagt Müller, der stattdessen lieber auf sparsame Diesel setzt.

Und die rücken auch ohne Zutun des Fuhrparkmanagement in den Fokus. Denn mit der emissionsorientierten Umstellung der Kfz-Steuer werden die Spritschlucker deutlich teurer, was die Nutzer schon von alleine zum Umdenken anregt. Unterstützen will Müller dies mit neuen Ansätzen in der Car Policy. Noch im Laufe dieses Jahres soll es einen zusätzlichen finanziellen Anreiz geben: Wer einen besonders schadstoffarmen Wagen bestellt, wird möglicherweise künftig einen Extra-Zuschuss des Arbeitgebers erhalten können, so die Planung von Müller.

Daneben prüft ein Projektteam bei Roland Berger auch den Einsatz von Elektroautos. Für die Berater seien diese zwar aufgrund der geringen Reichweite und Geschwindigkeit noch nicht geeignet, so Müller, doch für den Poolbetrieb sowie Transferfahrten in der Stadt oder zum Flughafen gebe es hier durchaus Potenzial.

Auch beim Stuttgarter Beratungshaus Ernst & Young stellt man in jüngster Zeit einen Trend zu kleineren und umweltfreundlicheren Wagen fest. Faktoren wie Spritverbrauch und CO-Emissionen rückten zunehmend in den Fokus, heißt es aus Stuttgart. Dies spiegele sich etwa in einer zunehmenden Nachfrage nach Modellen mit kleineren Motoren sowie mit Blue Efficiency, Blue Tec oder Efficient Dynamics wider.

Auch die 560 Fahrzeuge umfassende Flotte von Ernst & Young hierzulande besteht überwiegend aus Audi, BMW und Mercedes – wobei die E-Klasse und der A6, jeweils in der Kombi-Variante, zu den Favoriten der Berater gehören.

Auch Ernst & Young gewährt den Beratern die freie Wahl ihres Dienstwagens. Im Prinzip darf jede Marke gefahren werden. Allerdings gibt es anders als bei Berger „hierarchische Bestellwertgrenzen“. Sprich, das teurere Auto für den Junior-Berater geht nicht.

Quelle: newfleet.de