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Bussi Bussi oder reservierter Händedruck

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Am 21. Januar 2011 ist Weltknuddeltag. Eigentlich eine schöne Idee, einen derartig warmherzigen Tag in den kalten Wintermonaten zu platzieren. Denn bei Schneematsch und Graupelschauer lassen oft nicht nur die Temperaturen zu Wünschen übrig, auch die Gefühlskälte der Menschen untereinander erreicht bei Minusgraden seinen Höhepunkt. Da kann man sich nur glücklich schätzen, wenn man zumindest temporär das Land verlassen und sich auf die herzliche Begrüßung der Einwohner des Reiselandes freuen kann. Aber findet es der Geschäftspartner aus Spanien wirklich genau so ergreifend, vor dem Meeting ausgiebig geknuddelt zu werden und freut sich der Bekannte aus London ebenso über eine freundschaftliche Umarmung wie der kontaktentwöhnte Deutsche? In der neuesten Reiseetikette hat sich Hotels.com die Begrüßungsrituale im Ausland einmal genauer angesehen. Denn was in manchen Gegenden lediglich als der berühmte Tritt ins Fettnäpfchen darstellt, bedeutet in einigen Ländern der Marsch durch den europäischen Butterberg.

Herzlichkeits-Nord-Süd-Gefälle

Knuddeln in Kopenhagen? Fehlanzeige. Aber Anfassen ist in ganz Skandinavien erlaubt. So gibt man sich in Norwegen, Schweden und Dänemark zur Begrüßung von Geschäftspartnern und Bekannten ganz förmlich die Hand, auch wenn man bereits per Du ist. Besonders die Norweger zeichnen sich durch eine anfängliche Zurückhaltung aus, allerdings ist hier das Eis auch schnell gebrochen. Schweden und Dänen unterscheiden bei der Begrüßung nicht nach Hierarchie, sondern begrüßen alle Anwesenden mit einem leichten Händedruck. Auch Finnen legen Wert auf einen Blick in die Augen, gepaart mit leichtem Kopfnicken und kurzem Händeschütteln. Enthusiastisches Gestikulieren oder gar ein flüchtiger Kuss auf die Wange bei der Begrüßung mag der Finne gar nicht.



Für ihre Reserviertheit bekannt, weit über die Landesgrenzen hinaus, sind die Briten. Kein Wunder also, dass die Herzlichkeit der Insulaner bescheiden ausfällt. Britische Geschäftspartner geben sich nur die Hand, wenn sie sich kennenlernen. Kennt man sich bereits, reicht dem Briten eine leichte Kopfbewegung aus, um ein höfliches „Hello“ zu symbolisieren. Bei den Iren ist das Prozedere ähnlich, allerdings muss beachtet werden, dass das typische „How do you do?“ nur eine Begrüßungsfloskel ist und der gemeine Ire keine Antwort auf diese Frage erwartet.

Bei unseren unkomplizierten Nachbarn aus dem Westen spielt Hierarchie keine Rolle, akademische Grade sind in den Niederlanden irrelevant. Für ein Businesstreffen gilt der Handschlag als typische Begrüßung, kennt man sich etwas besser wird die Formalität mit drei Wangenküssen flankiert. Gern geküsst wird auch in Frankreich. Allerdings wird der Kuss hier nur gehaucht und auch nur im privaten Rahmen sowie bei Personen des gleichen Standes genutzt. Für generelle Begrüßungen ist ein moderater Händedruck mit tiefem Blick in die Augen angemessen, Händeschütteln ist nicht en vogue.



Im Süden wird’s kuschelig

Für Reisende mit einem besonders ausgeprägten Bedürfnis nach menschlicher Wärme empfiehlt Hotels.com einen Kurztrip auf die iberische Halbinsel oder nach Lateinamerika. Zwar wird auch bei Spaniern und Portugiesen der Handschlag beim Kennenlernen verwendet, die kontaktfreudigen Südeuropäer werden aber schnell privat und bevorzugen dann zur Begrüßung eine kräftige Umarmung mit angedeutetem Kuss auf beide Wangen. Fast kompliziert mutet dagegen das hoch emotionale Begrüßungsritual auf dem südamerikanischen Kontinent an. Bei der Begegnung mit einem Bekannten schüttelt man sich erst die Hand, gefolgt von einer warmherzigen Umarmung und einem Wangenkuss, bevor man sich wieder die Hände schüttelt und die Choreographie mit einem freundlichen Klaps auf die Schulter schließt.

Auch in Italien spielt Körperkontakt eine große Rolle. Im Land des Dolce Vita begrüßt man sich per Handschlag, kennt man sich ein wenig besser, kommt eine Umarmung sowie ein Kuss rechts und links auf die Wange dazu. Dieser Ritus zieht sich durch alle Gesellschaftsschichten und Geschlechter, ob zwischen Mann und Frau, Frau und Frau oder Mann und Mann.

Persönliche Distanzzone im Osten

Sollte danach eine Reise nach Estland auf dem Programm stehen, um das jüngsten Land der Eurozone zu besuchen, sollte man nicht den Fehler machen und den Esten gleichsam offenherzig in die Arme schließen. Ein kurzer Händedruck zur Begrüßung ist in Ordnung, alle weiteren Berührungen empfindet der Balte aber als Eindringen in seine Intimsphäre.

Körperkontakt zur Begrüßung gibt es in Russland nur unter Männern. Bei offiziellen Terminen geben sich die Männer zur Begrüßung die Hand, die weibliche Begleitung wird nur mündlich gegrüßt. In Russland ist vor allem der Ort des Handschlags symbolträchtig, denn über einer Türschwelle bringt er Unglück und wird daher vermieden. Unter männlichen Bekannten kann eine Begrüßung auch gefühlsduselige Ausmaße annehmen, denn Küsse unter Männern gehören bei der Begrüßung unter Freunden einfach dazu.



Vornehme Zurückhaltung in Asien

In Asien kann der Westeuropäer schon bei der Begrüßung in unangenehme Fettnäpfchen treten. In Japan zum Beispiel sind Berührungen wie Schulterklopfen, ein Händedruck oder womöglich ein Begrüßungskuss geradezu ein Fehltritt. Richtig ist eine leichte Verbeugung mit geradem Rücken. Auch in China ist die Verbeugung richtig, aber auch das Überreichen der eigenen Visitenkarte gehört hier zum Standard. Traditionell wird diese dem Gegenüber mit beiden Händen gereicht und gleichzeitig der Name genannt. Wer eine Karte bekommt sollte diese sofort studieren, sonst wirkt man unhöflich. Am verbindlichsten aber ist eine Begrüßung in Korea, denn mit dieser beginnt hier ein dauerhaftes Bekanntschaftsverhältnis. Ist man an seinem Gegenüber nicht interessiert, stellt man sich auch nicht vor. Gut zu wissen für den deutschen Reisenden, um auch in sehnsuchtsvollen Momenten nicht über das Ziel hinaus zu schießen.

Quelle: www.hotels.com